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Der Zipfel der Salami

■ Scheibchenweise verwurstet: die Idee eines Neustädter Kulturzentrums, das einer Galerie wich

Ein neuer Kunstraum wird eröffnet. Licht und weit ist er geworden. Jahrzehntelang gähnte hier die Ruine eines Gär- und Lagerkellers; ein Relikt der alten Remmer-Brauerei im Buntentor. Jetzt dient die frischgeweißte Halle der Kunst. Die Städtische Galerie hat sich ausgeweitet; zusätzlich zum Saal nebenan sollen hier „Einzelpositionen“ junger Kunst gezeigt werden. Damit hat die Galerie die erste Etage der Brauerei komplett besetzt. Kein Grund zum feiern für diejenigen, die das Kulturhaus vor fünf Jahren aufgetan hatten: die „Fuhrpark-Initiative“, die hier ein „Kultur- und Begegnungszentrum“ für die Neustadt aufziehen wollte – und sich nun „rausgedrängt“ fühlt.

Denn heute findet sich die Initiative unterm Taubenboden wieder. Hier drängen sich die Hobbytrommler und Aquarellmaler, die Leute vom Geschichtsverein und die Frauen des türkisch-kurdischen Solidaritätsvereins. Mehr ist nicht – das, sagt „Fuhrpark“-Mitarbeiter Uwe Lühring, habe das Kulturressort dem Verein klar signalisiert. Kein Platz für die Naturfreunde: „Wenn die Volkstanz machen, stoßen die doch gegen die Dachbalken.“ Kein Platz für ältere Neustädter: „Wie sollen die die 98 Treppenstufen hier hoch schaffen?“

Und auch kein Platz für die Amateurtheater. Gerade die sollten in der alten Brauerei endlich ein festes Domizil bekommen. So stand's in den Architektenplänen von 1990. Im Keller sollten sich die Neustädter „Speeldeel“ und das „Zaubertheater“ einrichten – der Ausbau kam nicht zustande. Die „Speeldeel“ muß nun in der Huchtinger Schulaula spielen, das „Zaubertheater“ flog im letzten Jahr aus seinen alten Räumen, Ersatz ist nicht in Sicht. Die „Städtische Galerie“ nutzt den Raum derweil als Magazin. Im ersten Stock sollte das „Schnürschuh-Theater“ Probenraum finden – der Ausbau kam nicht zustande. Die Schnürschuhe, des Wartens müde, zogen im letzten Sommer in eine alte Halle in der Nachbarschaft.

Da klappte es mit dem Ausbau plötzlich doch. Eine Million Mark von der „Stiftung Wohnliche Stadt“, alles „auf Initiative der Stiftung“, sagt Galerieleiter Hans-Joachim Manske. Doch nicht, um hier Amateurtheater zu ermöglichen. Die Neustädter, sagt Manske, hätten eben „kein Konzept, wo man sagen würde: Da investierten wir Mittel rein.“ Wo die Schnürschuhe tanzen wollten, prangt nun der neue Raum der Städtischen Galerie.

„Nach Salamitaktik“, hatte der Ortsbeirat im letzten Jahr gewarnt, werde hier die Idee eines Neustädter Kulturzentrums beschnitten. Mit dem letzten Scheibchen, dem Anbau der Galerie, scheint die Grundidee der Initiatoren nun komplett verwurstet zu sein. Unterm Taubenboden macht sich neue Platznot breit, berichtet Lühring. Manche Neustädter Gruppe müsse abgewiesen werden, zurück in die Kneipensäle – „unser Belegungsplan ist ziemlich voll.“ Der neue Kunstsaal aber prangt in weißer Leere: Nach der Eröffnungs-Performance heute abend liegt die Halle erstmal wieder brach. tw

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