das detail: Der Zettel
Der berühmteste aller Zettel wurde für eine Million Euro versteigert. Das war die Notiz für Jens Lehmann im Elfmeterschießen 2006 gegen Argentinien, die ansagte, in welche Ecke die Schützen zielen könnten. Die zerknuselte Kopie der durchaus akkuraten Bleistiftnotizen auf einem Papier des Schlosshotels Berlin brachte es sogar zur Ausstattung der DVD von „Deutschland. Ein Sommermärchen“. Noch länger ist es her, dass Ewald Lienen auf der Trainerbank als „Zettel-Ewald“ Karriere machte. Selbst in Zeiten von Tablets, Headsets und ausführlichster Videovorbereitung ist der Zettel nicht totzukriegen. In der etwas depressiven Fortsetzung „Deutschland. Ein Pandemiewinter“ taucht er wieder auf. Schalke hat gegen Stuttgart eine Führung aus der Hand gegeben, obwohl Schalkes Trainer Manuel Baum seinen Mannen während der Partie einen Spickzettel mit taktischen Sperenzchen darreichte. Baum zeigt eine gewisse Neigung zu papiernen Nachrichten: Als Augsburger Coach gab er Michael Gregoritsch vor der Winterpause einen Zettel mit Schaubild eines Sechzehners und Wahrscheinlichkeiten, von wo die meisten Tore fallen, um dessen Torflaute zu beenden. Den hängte der gewissenhafte Spieler in seinen Spind. Hätten das die Schalker mal getan. Der Zettel landete aber, vielleicht sinnbildlich, beim kickenden Personal im Hosenbund. Allerdings gab ja auch schon Jens Lehmann an, der Zettel habe „nicht wirklich“ geholfen. (asc)
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