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Der Vorschlag Izetbegovićs

Mit dieser Karte hat Bosniens Präsident Izetbegović am Montag abend in Genf Serbenführer Karadžić und Kroatenchef Boban erstmals einen umfassenden Vorschlag für die territoriale Aufteilung des Landes in drei Teilrepubliken vorgelegt. Die von Izetbegović vorgeschlagene „bosnisch-muslimische“ Teilrepublik umfaßt 43 Prozent des bisherigen Territoriums von Bosnien-Herzegowina. Von ihrem ursprünglichen Kartenentwurf, der 55 Prozent vorsah, hatte sich die Izetbegović-Delegation in den vergangenen zwei Wochen bei Gesprächen mit den Vermittlern Owen und Stoltenberg ein Fünftel abhandeln lassen. Aber es bleibt bei den von Izetbegović aufgestellten Prinzipien für eine „überlebensfähige“ Teilrepublik: Die derzeit im serbisch besetzen Ostbosnien liegenden Enklaven Goražde, Srebrenica und Zepa sollen integraler Bestandteil der „bosnisch-muslimischen“ Teilrepublik werden, die zudem direkten Zugang zum für den Schiffstransport wichtigen Save- Fluß im Norden sowie zur Adria im Westen haben soll. Außerdem soll Mostar als „offene Stadt“ in der Teilrepublik liegen. Der Vorschlag der beiden Vermittler sieht hingegen für die „bosnisch-muslimische Teilrepublik“ lediglich 30 Prozent des Territoriums vor, bestehend aus einer Region um Sarajevo, Tuzla und Zenica, einem kleineren Gebiet um Bihać im Nordwesten sowie aus den drei ostbosnischen Enklavestädten. Die Verbindung zwischen diesen Gebieten sowie zwischen der Sarajevo-Region und dem Adriahafen Ploce soll lediglich durch Straßenkorridore hergestellt werden.

Kroatenführer Boban könnte mit dem Vermittlervorschlag leben, da er ihm die beanspruchten Gebiete in der Herzegowina inklusive des als Hauptstadt vorgesehene Mostar zu 95 Prozent überläßt.

Serbenführer Karadžić, dessen Truppen derzeit 70 Prozent des bosnischen Territoriums kontrollieren, müßte zur Realisierung des 30-Prozent-Vorschlages der Vermittler knapp ein Fünftel an die Muslime abgeben, wozu er nicht bereit ist. azu

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