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Der Untergang der Roots-Nights

■ Auch ohne Jürgen Schmitz wird es im Schlachthof Weltmusik geben, sagt Jürgen Schmitz. Und warum die Kündigung?

Die Roots-Nights gehen dem Ende entgegen. Diese Nachricht ereilte die BesucherInnen des Schlachthofes am Freitag als bitteres Vorspiel des Konzertes, das Lokua Kanza aus Zaire anschließend bot. Trotz seines faszinierenden Konzertes blieb die Jubiläumsstimmung anläßlich der 50. Roots-Night gedämpft. Daß es im neuen Jahr nurmehr zwei, maximal drei weitere Veranstaltungen im Rahmen dieser Reihe geben wird, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack bei den Fans. Warum, fragen sie sich, und die Gerüchte fressen sich fett an der Geheimniskrämerei.

„Ich hatte schon länger vor, nach fünf Jahren mal Pause zu machen“, winkt Jürgen Schmitz ab, der als geistiger Vater die „Roots-Nights“ im Schlachthof organisierte. Allerdings, räumt er ein, geschah dies unter Arbeitsbedingungen, die „ich nicht so wahnsinnig toll finde, daß ich mir das noch länger antun muß.“ Gemeint ist zum einen das ewige Kratzen nach Geld: Unterstützung von Plattenfirmen gibt es in dieser Musikbranche nur selten. So war es mühevoll, das jährliche Defizit der Reihe von 15.000 Mark auszugleichen, obwohl die Roots-Nights insgesamt 17.000 BesucherInnen anzog.

Der demgegenüber mit 5000 Mark spärlich bemessene Jahresbeitrag der Kulturbehörde und der Erlös von Radio-Mitschnitten halfen immerhin, den KünstlerInnen die garantierten Mindestgagen zu zahlen, die allerdings teilweise zuvor von Jürgen Schmitz „mit schlechtem Gewissen“ runtergehandelt worden waren.

Die knappe Kasse war folglich ewiger Begleiter der Veranstaltungen, was also ist der wirkliche Grund für die Kündigung von Jürgen Schmitz? „Weniger das Geld, als vielmehr die internen Strukturen“, sagt er: Die Entscheidungs- strukturen im Schlachthof haben sich seit Beginn nicht geändert, moniert er. Verändert habe sich aber das Zentrum im Laufe seiner 13jährigen Existenz, sowohl ökonomisch wie von der Professionalität her. „Dem ist nicht Rechnung getragen worden.“

Konkreter möchte Jürgen Schmitz nicht werden. Er wisse auch nicht, wer seine Arbeit übernimmt. Fest steht lediglich, daß es nach dem März keine Veranstaltung mehr unter dem Namen „Roots-Nights“ gibt. Jürgen Schmitz: „Das war meine Reihe und ich hab sie fünf Jahre lang gestaltet. Die Reihe hatte einen sehr guten Ruf und eine hohe Qualität, und ich möchte nicht, daß da irgendjemand drin rumpfuscht.“ Ganz so wichtig will er sich aber letztendlich doch nicht nehmen und tröstet die Weltmusikfans: „Es hat schon vor den Roots-Nights solche Musik in Bremen gegeben, und das wirds auch weiterhin geben, nur nicht unter diesem Titel.“ dah

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