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Der Trend zum Privatbesitz

■ Riesenandrang bei Privatisierung von DDR-Betrieben / Etwa ein Drittel der 1972 Enteigneten will wieder als Chef gewinnbringend arbeiten / Antragsflut vor allem im Süden der Republik

Ost-Berlin (ap/dpa) - Rund achtzehn Jahre nach der letzten großen Enteignungswelle in der DDR sind die ersten damals verstaatlichten Betriebe wieder in privatem Eigentum. Der Rat des Bezirks Dresden hat zwei positive Bescheide erteilt, 700 Anträge auf Reprivatisierung liegen dort vor. Auch die Verwaltungen der anderen DDR-Bezirke sehen sich einer Flut von solchen Anträgen gegenüber. Vor allem die Eigner der 1972 in Volkseigentum umgewandelten Betriebe machen jetzt ihre Ansprüche geltend. Wie die DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ am Mittwoch meldete, wird damit gerechnet, daß etwa ein Drittel der einstigen Chefs wieder ihr altes Unternehmen leiten wollen. 1972 - nach der Ablösung von Walter Ulbricht durch Erich Honecker an der Spitze der SED - wurden etwa 6.700 Betriebe mit staatlicher Beteiligung und rund 2.900 hundertprozentige Privatfirmen sowie 1.500 industriell produzierende Produktionsgenossenschaften des Handwerks in Volkseigentum überführt.

Insbesondere im stark industrialisierten Süden der DDR lägen viele Anträge zur Privatisierung von Betrieben vor. Bevorzugte Branchen der Antragsteller seien die Metallverarbeitung. In Karl-Marx-Stadt warteten rund 1.300 Betriebe auf ihre neue Eigentumsform, hieß es weiter. 14 Unternehmen dieses Bezirkes arbeiteten schon privat. Aber auch im landwirtschaftlich orientierten Norden sind es zumeist ehemalige Eigner oder deren Erben, die an die Tür staatlicher Betriebe pochten. Bis Ostern habe die Liste der Übernahmewünsche im Bezirk Schwerin rund 110 Anträge umfaßt. Drei Sägewerke sollen dort ab Juni die ersten privatgeführten Unternehmen sein. „Renner“ seien auch die Bereiche Handel und Versorgung, Verkehr und Nahrungsgüterwirtschaft. Im Bezirk Neubrandenburg besteht den Angaben zufolge besonders Nachfrage in der Holzindustrie, der Lebensmittelbranche und der Metallverarbeitung. Darüber hinaus lägen dem Bezirksbauamt 35 Anträge für die Privatisierung von Baufirmen vor. Im nördlichen Rostock seien bislang für 82 von den 123 staatlichen - ehemals privaten - Betrieben ein Antrag eingereicht worden. Sechs Baubetriebe dürften dort schon frei wirtschaften. In Frankfurt/Oder schließlich lägen über 80 Anmeldungen vor.

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