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Der TU droht das Mittelmaß

■ Professoren warnen vor den Folgen des drastischen Sparkurses. Universitäten fordern vom Senat Planungssicherheit. Besetzung von zwei FU-Instituten hält an. Uni-Spitze droht mit Räumung

Schwarz sieht die Zukunft der Berliner Universitäten aus: Willkürliche Einsparmaßnahmen, fehlende Planungssicherheit und der Entzug ihrer Autonomie bei Entscheidungen über das Studienangebot sorgen für Empörung bei den Professoren der Technischen Universität (TU).

Bislang konnte sich die TU selbstbewußt mit den führenden TUs Gießen, München und Stuttgart messen, erklärten sie gestern bei einer Pressekonferenz. Doch wegen der Sparvorgaben der Großen Koalition drohe die Gefahr, daß die TU mit dem nationalen und internationalen Leistungsstand nicht mehr mithalten könne. TU-Präsident Dieter Schumann befürchtet einen Imageverlust.

Bis zum Jahr 2003 muß die Hochschule 123 Millionen Mark einsparen. Jede fünfte Stelle – insgesamt 861 – wird gestrichen. Die Liste der TU-Studiengänge, die abgebaut werden sollen, ist lang: die Lehrämter Biologie, Chemie, Erdkunde und Pysik. Bei Anglistik und Germanistik soll sowohl der Magister als auch der Lehramtsstudiengang dem Rotstift der Koalitionäre zum Opfer fallen. Dabei ist die TU ein in Deutschland bislang einzigartiges Modell für die Vernetzung von Natur- und Geisteswissenschaften, weist eine enorme Forschungsintensität sowie eine in Berlin sonst unerreichte Zahl von Absolventen auf. Deshalb bezeichnete Professor Ulf Preuss-Lausitz vom Fachbereich Erziehungswissenschaften die Kürzungen als „absurdes Demotivierungsprogramm“.

„Bar jeden Sachverstandes“ sei die von der Großen Koalition beschlossene Streichung von Studiengängen wie Germanistik und Anglistik. Die latente Unsicherheit und der gekürzte Etat der Uni würden sich auch bei anstehenden Neueinstellungen von Professoren auswirken, befürchtete Wolfgang Breitz, Dekan des Fachbereichs Maschinenbau und Produktionstechnik. Als „Absterben auf Raten“ bezeichnete Professor Günter Abel auch die geplante Schließung der Grundschulpädagogik. Es ist kein eigener Studiengang, jedoch Pflichtfach aller Lehramtfächer. Das Studium eines Lehramtfaches würde so an der TU sinnlos werden.

Angesichts der jüngsten Sparvorhaben von CDU und SPD forderten gestern TU, FU, HdK und Humboldt-Uni vom Senat Planungssicherheit für die nächsten zehn Jahre.

Das Kürzungsprogramm rief am Dienstag abend auch Studenten der Freien Universität auf den Plan. Das Lateinamerika-Institut und das Otto-Suhr-Institut (OSI) sind besetzt (die taz berichtete). Weil die Uni-Leitung im OSI über Nacht die Heizung abgedreht hatte, gab es einen Wasserrohrbruch. Den Politikstudenten gelang es aber, das Wasser abzusaugen. Zur angedrohten Räumung kam es bis Redaktionsschluß nicht. Maximilian Stelzle

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