: Der Studenten-Händler
„Wir wollen möglichst viele Studenten glücklich machen“, sagt Michael Walser. Seine Firma Allmaxx holt bei Unternehmen Rabatte für akademische Jungkonsumenten heraus. Und kassiert dafür Provisionen. Eine kleine Geschichte des Konsums
von JOHANNES GERNERT
Michael Walser verkauft Studenten. An Unternehmen. Massenweise. 200.000 Kunden versammelt Allmaxx, dessen Geschäfte Walser führt, in seiner digitalen Kartei. Jeder von ihnen hat schon einmal etwas bei Fiat bestellt, bei Barclay oder beim Playboy. Drei Wochen Herrenmagazin zum Vorteilspreis etwa. Eine Barclaycard („Kredit statt Bafög“) oder einen Fiat Panda zu supergünstigen Leasing-Raten. Für jeden Studenten bekommt das Unternehmen ein bisschen Provision. Für Fiat-Leaser vermutlich etwas mehr. Für Playboy-Abonnenten ein bisschen weniger. Walser und seine Kollegen machen Studenten zu Konsumenten.
So kann man das sehen, etwas böswillig. Michael Walser würde die Geschichte anders erzählen. Er würde sagen, dass sein Unternehmen für Studenten kämpft, bei den Firmen. Supergünstige Leasing-Raten rausholt. Billige Herrenmagazin-Abos. Und lukrative Kreditkarten. Walser sagt: „Wir wollen möglichst viele Studenten glücklich machen.“
Am Studentenglück arbeiten in der Berliner Zentrale etwa zwanzig feste Mitarbeiter. Sie betreuen eine Internetseite, auf der es so ziemlich alles gibt, was man einem Studenten irgendwie verkaufen kann. Vor drei Jahren ging es mit einer Oakley-Sonnenbrille und einem Tretroller los. Einige Monate später fusionierten Allmaxx und Mycasa, eine andere Wagniskapital-genährte Firma, die nicht Studenten, sondern „die Mitarbeiter großer Unternehmen der Dienstleistungsbranche“ an andere Unternehmen verkauft. Auch unter dem Dach der neu gegründeten Merconic GmbH heißt es bei Fusionspartner Allmaxx weiterhin: „students only“. Die Merconic-Homepage nennt die marktrelevanten Fakten zur 1,8 Millionen Studenten starken Zielgruppe: vor allem über 8,5 Milliarden Euro „frei verfügbares Einkommen“, dazu „100%ige Internetnutzungsmöglichkeit an den Hochschulen“. Das Allmaxx-Angebot wächst folgerichtig ständig. Abos, Autos, Handys, Computer. Immer mehrere Markenanbieter. Immer statt irgendwas nur soundso viel Euro 99.
Rund zehn Regionalmanager und hundert Unimanager überbringen die Glücksbotschaft an Hochschulen in ganz Deutschland, sind „missionarisch für uns tätig“, so Walser. Mit Info-Ständen und Flyern. Im Juni startete allmaxx.at in Österreich. „Da es ja bekanntlich keine Sprachbarrieren gibt“, hat der Geschäftsführer damals festgestellt.
5.000 Studenten klicken die deutsche Seite am Tag an. 500 bestellen etwas und werden glücklich. Die meisten Kunden scheinen zufrieden. Auch wenn sie oft nur einmal etwas ordern, nachdem sie registriert wurden und ihre Immatrikulationsbescheinigung eingeschickt haben.
Studenten verkaufen sich gut. Das Geschäft, berichtet Walser, ist rentabel. „Noch nicht sehr rentabel, aber es geht aufwärts.“ Bei ganz gemischter „Userbasis“. Nicht nur BWL-Studenten würden angesprochen. Schließlich gibt es neben Manager-Magazin – einen Monat probelesen für 0 Euro statt 12 oder 23 – auch Spektrum der Wissenschaft. Die „gebündelte Kaufkraft der Studenten“ drückt den Preis.
Studenten lassen sich eben auch gerne verkaufen, wenn das Geld spart. Sind sie doch „marken- und konsumorientiert“ und schon allein deshalb ein „hochattraktives Segment“, kalkuliert die Merconic-Seite nüchtern.
Ralf Hofrogge vom Hochschulreferat des Asta an der Freien Universität will sich nicht auf „diesen Haufen einschießen“. Lediglich datenschutzrechtlich hält Hofrogge das Unternehmen für bedenklich, weil mit der Immatrikulationsbescheinigung wesentliche Informationen gespeichert werden. Ansonsten wertet er Allmaxx nur als ein Symptom der Krankheit namens Kommerzialisierung. An der FU nehme diese Entwicklung bizarre Züge an, wenn bei der Einführung der Erstsemester Anbieter wie Allmax einen besseren Platz für ihren Stand bekämen als die Studentenvertreter. Wenn Unternehmen die Lizenz erhielten, Uni-Gebäude von innen mit Werbung zu tapezieren, während für die Ankündigung von studentischen Veranstaltungen die Flächen gestrichen würden. Sehr plakativ fordert er: „Bildung statt Verblödung durch Werbung“.
Michael Walser ist über solche Vorwürfe erhaben: „Einer gewissen Kommerzialisierung kann man sich nirgends verschließen“, sagt er. „Sie muss nur für Studenten funktionieren, mit einem wirklichen Mehrwert.“ Er kennt sich aus mit so was. Schließlich verkauft er Studenten.