: Der Streik in Berg-Karabach geht in die fünfte Woche
Berlin (taz/afp/rtr) - Der Oberste Sowjet von Berg-Karabach hat seit Montag morgen erneut über eine Angliederung dieses autonomen Gebietes an Armenien beraten. Am Vormittag versammelten sich tausende von Menschen vor dem Parlamentsgebäude in Stepanakert. Ebenso wie alle Abgeordneten plädierten auch die Demonstranten für den Gebietstransfer. Der Generalstreik geht bereits indie fünfte Woche. Einwohner berichteten telefonisch, daß die Luftverbindungen nach Stepanakert storniert und die Straßen nach Armenien gesperrt seien. Über die Versorgungslage in der Enklave liegen widersprüchliche Aussagen vor. In zwei Dörfern der Sowjetrepublik Armenien kam es erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbeidschanern. Offiziellen Quellen zufolge gab es je acht Verletzte auf beiden Seiten.
Die KPdSU-Jugendzeitung 'Komsomolskaja Prawda‘ meinte, der Streit um Berg-Karabach gebe konservativen Kräften Gelegenheit, Gorbatschows Perestroika-Politik als zu weitgehend anzugreifen. Gegen solche Vorwürfe hatten sich armenische Intellektuelle bereits im Mai gewehrt. Sie deuteten eine Demoralisierung der armenischen Öffentlichkeit an, u.a. wegen der in der armenischen Bürokratie blühenden Vetternwirtschaft.
bk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen