: Der Sternenschnupperer
Unbedingter Wille zum Pop: Seit seinem Sommerhit „Etoile Filante“ aus dem Jahr 2001 gilt Djamel Laroussi in Algerien als Superstar. Morgen spielt er in der Ufa-Fabrik
Es war der Hit eines ganzen Sommers: So lange hielt sich „Etoile Filante“ im Jahr 2001 an der Spitze der algerischen Charts, und landesweit mitgeträllert wurde sein charmanter Refrain, der den arabischen Heiligen Djilali um Erlösung vom Herzschmerz anfleht. Die Hymne auf eine flüchtige Sternschnuppe handelt, natürlich, von der unerfüllten Liebe zu einer unerreichbar schönen Frau, und sie machte Djamel Laroussi im Maghreb schlagartig bekannt.
Nach diesem Überraschungserfolg begann Laroussi mit den Aufnahmen zu seinem Album, das er im vergangenen Jahr zunächst in Algerien veröffentlichte. Nun, im Frühjahr 2003, erscheint es endlich in Deutschland, um seinen Ruhm auch hier zu mehren.
Dabei ist Djamel Laroussi sogar in Deutschland zu Hause. Geboren wurde er zwar einst in Algier. Doch als er dort sein Studium der Informatik abbrach, um eine Laufbahn als Musiker einzuschlagen, bewarb er sich kurzerhand an der Musikhochschule in Köln, wo er als erster Student aus Nordafrika aufgenommen wurde.
Als Jugendlicher hatte Djamel Laroussi noch ausschließlich für westlichen Pop geschwärmt, von den Beatles bis zu den Eagles. In Köln dagegen erwarb er ein Diplom für Jazz-Gitarre und -Schlagzeug und begann nebenbei, sich der traditionellen Musik des Maghrebs zu nähern. Noch während seines Studiums begleitete er den frankoalgerischen Rai-Star Cheb Mami als Gitarrist auf dessen Welttournee, später arbeitete er mit Jazz-Größen wie Chet Atkins oder dem US-Kornettisten Graham Haynes zusammen. Zwischendrin reiste er nach Marokko, um die Musik der Gnawa, der traditionellen Sufi-Bruderschaften des Maghrebs, zu studieren. All diese Einflüsse finden in seiner Musik ihren Niederschlag. Auf „Etoile Filante“, seinem zweiten Album, hat Djamel Laroussi gleich auf drei traditionelle Gnawa-Lieder zurück gegriffen, die er mal mit Bläsern im Bigband-Stil, mal mit Jazz-Breaks ausschmückt. Daneben paart er algerische Rhythmen mit Flamenco-Anleihen („N’Kodo“), ägyptische Bauchtanz-Beats mit französischem Chanson („Etoile Filante“), und ein traditioneller Rhythmus aus der Kabylei gleitet am Ende in Salsa und afrikanische Rumba („Mazal“) über.
Dass Djamel Laroussi sich dabei zwischen den Stilen verzettelt, das verhindert sein unbedingter Wille zum Pop, der im Zweifelsfall für Eingängigkeit sorgt. So lassen sich die Songs von Djamel Laroussi zwar nur schwer einordnen zwischen Rai-Pop, Weltmusik und arabischem Jazz. Dafür aber besitzen sie eine ganz eigene Handschrift, die aufhorchen lässt: Hier ist ein Meister am Werk. DANIEL BAX
Das Konzert ist am Mittwoch, 30. 4. (!) um 21 Uhr in der Ufa-Fabrik, Tempelhof