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Der Schmetterling, nicht die Säge

■ Alarm wg. Baum ab: Forleule bedroht Kiefernwälder in Nordostniedersachsen

Die Kiefernwälder in Nordostniedersachsen sind durch Waldschädlinge stark gefährdet. Forstfachleute beobachten seit kurzem eine gefährliche Massenvermehrung der Kiefern- oder Forleule. Die Raupen dieses Schmetterlings fressen die Kiefern kahl, sagte am Dienstag der Leiter der Forstabteilung bei der Lüneburger Bezirksregierung, Forstdirektor Ulf Trichterborn. Die Bäume hätten danach kaum Überlebenschancen, weil sie keine Knopsen für den Austrieb im nächsten Jahr mehr anlegen könnten. Zunächst soll der Schädling jetzt auf einer Fläche von 400 bis 500 Hektar im Raum Gartow (Kreis Lüchow-Dannenberg) vom Hubschrauber aus bekämpft werden.

Nach Angaben von Trichterborn ist zu befürchten, daß die Massenvermehrung der Forleule und anderer Schädlinge noch einige Jahre anhalten wird. So werde es zwischen Hannover und Celle schon in diesem Jahr zu deutlichen Fraßschäden von Blattwespen an Kiefern kommen. „Die Bäume werden diesen Fraß zum größten Teil überleben. Anders als bei der Forleule frißt die Blattwespe die Kiefernnadeln nämlich erst, wenn die Knospen für den Austrieb im nächsten Jahr bereits angelegt sind“, erklärte Trichterborn.

Der Forstdirektor wies darauf hin, daß eine ungestörte Massenvermehrung der Forleule drei bis vier Jahre dauert. Das bedeute, daß sich der Fraß fortsetze und auf angrenzende Gebiete übergreife, wie es jetzt von Brandenburg und Sachsen-Anhalt auf Niedersachsen geschehen sei. In den östlichen Bundesländern war der Schädling bereits seit Herbst 1990 beobachtet worden.

Örtliche Forstdienststellen haben gemeinsam mit Spezialisten der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt Göttingen mit Hilfe von Puppen- und Eisuche und Lockstoffallen eine Schädlingsüberwachung und Prognose erarbeitet. Ergebnis: Der Gartower Forst wird mit Dimilin besprüht, einem Mittel, das zur Zeit die geringsten bekannten Nebenwirkungen erwarten läßt und für Bienen, Insekten, Spinnen, Vögel und Säugetiere ungefährlich ist. –Die Bekämpfung vom Hubschrauber aus kann so randscharf erfolgen, daß auch kleinste Heideflächen ausgespart werden können“, betonte Trichterborn.

dpa

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