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Archiv-Artikel

hamburg heute Der Schleier und die Religion

Frauenbilder aller Weltreligionen seziert der heute präsentierte Band „Verschleierte Wirklichkeit“

Von PS

Auch im christlichen Westen gab und gibt es Frauen mit Schleier. Jesusgebärerin Maria trug einen. Die mittelalterlichen verheirateten Frauen trugen einen. Die Nonnen tun es noch heute; und über die Frage, ob das Diakonissenhäubchen nicht eigentlich auch einer ist, wäre zu diskutieren.

Doch welche Epoche man auch ins Visier nimmt: Bei Lichte betrachtet hatte der westliche Schleier keine andere Funktion als der des Islam: die Kennzeichnung der Frau als das andere, eventuell misstrauisch zu beäugende Wesen.

„Verschleierte Wirklichkeit“ heißt der kürzlich von der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun herausgegebene Band, aus dem sie heute liest. Er versteht sich als kulturhistorische Psychoanalyse und sucht nicht nur religiöse Symbole von Islam, Christentum und Judentum zu erklären. Er will auch die Frage beantworten, warum der Westen so hartnäckig über die Kopfbedeckungen anderer Religionen urteilt. Ob dies nicht darauf hindeute, dass der Westen insgeheim die Haltung derer, über die er richtet, teile.

Wenn man davon absieht, dass der Band eher ein Panorama aufblättert, als einer stringenten Argumentation zu folgen: Dann kann man ihn als wichtigen Wegweiser durch das Dickicht manch kruder Argumentation begreifen. PS

heute, 20 Uhr, Literaturzentrum, Schwanenwik 38