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„Der Rassismus ist heute ein sozialer“

■ Antirassismus-Veranstaltungsreihe begann

„Der Rassismus hat sich modernisiert. Es ist kein ethnologischer Rassismus mehr, sondern ein sozialer“. So die These von Dr. Eberhard Jungfer, Arzt und Autor aus Hamburg, am Mittwoch abend bei seinem Eröffnungs-Vortrag der Veranstaltungsreihe des Anti-Rassismus-Büros „Kann sich Auschwitz wiederholen?“ im Kulturzentrum Schlachthof. Heute gehe es den Menschen weniger um die Erhaltung der eigenen Rasse, sondern des eigenen Status. Der heutige Rassismus sei ein Rassismus zwischen arm und reich.

„Geschichtlich gab es in Krisenzeiten immer rassistische Tendenzen.“ Diese würden durch die derzeitige Abschottungspolitik in Europa verstärkt, so Jungfer weiter. Die kontrolliert aufgenommenen MigrantInnen würden als billige Arbeitskräfte gebraucht, die anderen seien gezwungen in die Illegalität abzurutschen. Das neue Asygesetz diene nicht dazu die Füchtlingszahl zu reduzieren, sondern die statistischen Flüchtlingszahlen. Die Zahl der illegalen Einwanderer würde dadurch steigen: „Durch ihren rechtlosen Status sind sie den Behörden ausgeliefert.“ Es gelte also, so Jungfer, die MigrantInnen vor den Machthabern zu schützen.

Die Frage des möglichen „Widerstandes“ ist auch Hauptanliegen der Initiatoren der gesamten Veranstaltungsreihe. „Aus dieser Veranstaltung soll der Wille zum Eingreifen hervorgehen“, so Mathias Brettner vom Antirassismus-Büro. Doch die rund 80 BesucherInnen reagierten am Mittwoch vor allem mit schweigender Betroffenheit. Die teilweise sehr eindringliche Referate und der direkte Vergleich mit der Massenvernichtung der Juden in Auschwitz hatten bei den Anwesenden scheinbar eher Machtlosigkeit als Aktivismus ausgelößt.

Die Notwendigkeit zu Handeln und das Desinteresse breiter Teile der Gesellschaft gegenüber rechtsradikalen Übergriffen auf ImmigrantInnen zu brechen, war allerdings für alle Anwesenden einsichtig. „Die wichtigste Bastion gegen die europäische Abschottungspolitik bilden die MigrantInnen selber,“ so Referent Jungfer, ihnen solle man bei ihrer Organisierung helfen. Auch Franck Düvell vom Antirassismus-Büro sieht in der Absicherung der MigrantInnen vor Verfolgung und Abschiebung eine zentrale Aufgabe der antirassistischen Arbeit: „Wir müssen den Mut finden, uns an die Seite der MigrantInnen zu stellen und uns mit Ihnen zu solidarisieren“.

lagro

Die nächsten Veranstaltungen der Reihe: „Dia-Show zur Flüchtlingspolitik“, 29. Mai, 19.00 Uhr im Antifa-Café, Buchtstraße. Susanne Heim: Die Vordenker der Vernichtung, Vortrag mit Diskussion im Kulturzentrum Schlachthof, 30. Mai, 19.30 Uhr

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