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Archiv-Artikel

Der Prüfstand

Heute: Brauchen wir eigentlich noch … ZIRKUSCLOWNS?

Zirkusclowns sind die echten Clowns in dieser unserer Realität. Wohl wahr, in dieser Welt gibt es massenhaft Clowns. Aber will man die clownesken Politiker, die durch die Werbeindustrie nur noch komisch wirkenden Verbraucher, die oft realsatirisch wirkenden Beamten, die Witze erzählenden Fernsehkünstler, die unfreiwillig komisch daherkommenden Geistlichen, die spöttisch handelnden Lehrer, die nur Lacher erzeugenden Krimis, sich selbst auslachenden Ichs … will man die alle zu den ernsten Clowns rechnen?

Diese Galhgenhumor auslösenden Typen sind im besten Fall zweitklassig.

Beim Wort „Poesie“ steht mir sofort die Seifenblasennummer des Clowns „Pic“ vor Augen. Beim Wort „Traurigkeit“ leuchtet das weiß geschminkte Gesicht eines Clowns auf. Welche Existenzberechtigung hätte denn ein Zirkus ohne Clowns? Wer hat nicht schon die lachenden Kinderaugen bei der Clownsvorstellung erlebt?

Also deshalb: Lieber ein „dummer August“ im Zirkus als ein Dümmlicher im Leben!

Wolfram Blumtritt, Kempten

War’s die Sommerhitze oder die Urlaubsstimung in Berlin (hier in NRW beginnen die großen Ferien erst am 31. Juli), dass nach der LOVE PARADE gleich die ZIRKUSCLOWNS folgen? Dran gewesen wäre ja wohl MAGGI-WÜRZE oder so was Ähnliches. [Wir dachten, wir nehmen mal eine Abkürzung! die Red.] Zum Z fällt mir jetzt noch nichts Rechtes ein – außerdem gibt’s da doch viel schönere Begriffe: Zwangsjacken, Zugehfrauen, Zölibat und so weiter und so fort.

Uwe Tünnermann, Lemgo

Zum Thema Zirkusclowns fällt mir nur ein: Schafft die bitte, bitte endlich ab, wenn ihr die Macht dazu habt. Ihr wollt Gründe? Hier sind sie: Clowns verführen zu ganz grausamen Sprüchen wie „Mit den Clowns kamen die Tränen“ (Johannes Mario Simmel, Schundscheißschreiber) oder „Wenn ich groß bin, will ich ein kleiner Junge sein“ (André Heller, Aktionskünstler und Roncalli-Rührzirkus-Mitbegründer). Das muss reichen.

Ute Schenkler, Mannheim

Klare Sache. Wir brauchen Zirkusclowns. Wer es nicht glaubt, der sollte mal den Bonner Karnevalszug mitmachen. Oder den Siebengebirgszug. Oder den durch das Nizza des Nordens: Adenauertown Bad Honnef. Ohne uns und Kölsch wäre das einfach nichts. Schaut selbst nach: www.circus-comicus.de. Beim Circus Comicus wird in kompletter Clownsausrüstung angetreten. Jedes Jahr. Am besten mit weißen Handschuhen und viel Schminke. Gebützt wird übrigens trotz Verschmierungen eifrigst. Circusclowns? Alaaf!!!

Circus Comicus, Bad Honnef

So einfach kann man sich die Entscheidung nicht machen. Ob wir Zirkus, Manege und bepinkelte Sägespäne noch brauchen, das überlasse ich anderen Experten. Aber ganz sicher brauchen wir Clowns. Allerdings nicht diese dümmlich-bunten Püppchen mit den roten Perücken. Sondern die echten Clowns. Die Narren der Literatur. Was wäre Shakespeare ohne sie? King Lears Clown, der als einziger dem greisen Despoten die Wahrheit sagen mag: „Du hast deine Krone gegen eine Narrenkappe eingetauscht“; oder Feste, der Clown aus „Twelfth Night“, dessen weise Witze die Tollheit der Handlung karikieren. Mein persönlicher Lieblingsclown ist übrigens Jacques aus „As you like it“. Der verachtet alles Menschelnde so unvergleichlich. Und stammt nicht auch von ihm der weltberühmte Spruch: „Die ganze Welt ist eine Bühne“?

Johannes Niederer, Münster

Zirkusclowns waren schon in meiner Kindheit so ungefähr diejenige Erfindung für Kinder, die mir immer die meiste Angst eingeflößt hat. Nicht Kind, nicht Erwachsener, verströmte ein Clown nur die stumme, aber eindringliche Aufforderung, über ihn zu lachen. Dabei machte er nur lauter Sachen, die einem Mitleid oder Scham einflößten. Der reinste Horror!

Berthold Löhr, Oldenburg

Clowns braucht man. Zum Puppentheater und zum Lachen. Die haben verbeulte Hosen und komische Haare, die unten so rot sind, und oben ist gar nichts mehr. Das gefällt mir.

Marta Reich, 3 Jahre, Berlin, aufgezeichnet von ihrer Mutter