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Der Protest geht weiter

■ HÖB: Noch Chancen für den Erhalt?

45.000 Protestunterschriften, Solidaritäts-Adressen unzähliger Autoren, aufgeregte Bezirks- und Bürgerschaftspolitiker, die die Schließung von Bücherhallen verhindern wollen, und viele zu Recht erboste Schüler- und Bürgerinitiativen: Das ist die Bilanz der Protestwochen der Bücherhallen nach Bekanntwerden der Schließungspläne für acht Leihbibliotheken.

Vor der abschließenden Verwaltungsratssitzung am kommenden Dienstag, bei der die neue Direktorin Birgit Dankert ihre unveränderte Absicht zur Abstimmung stellen wird, 2 Millionen Mark Sparquote aus dem Konsolidierungsprogramm durch eine massive Schließungsaktion auszugleichen, präsentierte der Betriebsrat der HÖB gestern noch einmal das Widerstandspotential.

Nützen dürfte es allerdings wenig, denn die Behördenmehrheit im Verwaltungsrat sowie der Mangel an umsetzungsreifen Alternativkonzepten wird dafür sorgen, daß Dankerts Pläne beschlossen werden. Und auch die Betriebsratsvorsitzende Karin Werner mußte eingestehen, daß niemand einen seriösen Gegenvorschlag aus dem Hut zaubern könne. Ein Aufschub, um ein Gesamtsanierungskonzept zu basteln, ist bei der sich verschärfenden Haushaltslage unrealistisch – die nächste Sparwelle ist gerade in Vorbereitung.

Schwere Vorwürfe erhob Werner gestern gegen die Kulturbehörde. Diese habe die Mißwirtschaft des ehemaligen Leiters Hanno Joachimsen, trotz des Wissens um ein wachsendes Defizit, jahrelang gedeckt. Im Aufsichtsrat habe man den autokratischen Direktor stets in dem Glauben gelassen, man werde die Löcher schon stopfen. Kultursenatorin Christina Weiss wies diese Vorwürfe gestern gegenüber der taz „scharf zurück“. Für die Altschulden habe man ab 1997 eine jährliche Erhöhung von 500.000 Mark eingestellt. „Das jetzige Defizit ist allein dadurch entstanden, daß die HÖB offenbar nicht in der Lage ist, mit der veränderten Wirtschaftssituation fertig zu werden“, so die Senatorin. tlb

Protestdemonstration: Dienstag, 14 Uhr, Gr. Bleichen

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