: Der Papst und die Verbrecher
Betr.: „Halleluja, der Norden wird selig“ taz Nord v. 30.11.Es gab sie also doch noch, Männer der Kirche, die standhaft nein sagen konnten, während alle anderen mehr oder weniger begeistert seelisch kollektiviert um ihres Heiles willen ja schrien. Ob allerdings die vier demnächst selig zu preisenden Kollegen mit ihrem päpstlich posthum angebiederten „himmlischen Verdienstkreuz“ einverstanden wären, bleibt dahin gestellt.
War es nicht just der heilige Stuhl – auch Vatikan genannt –, der vor rund 50 Jahren tausende und abertausende von Naziverbrecher, darunter auch Massenmörder – also auch die Mörder der vier Märtyrer – mit neuen Papieren und Geld versah, um sie so administrativ legalisiert, geschickt getarnt über die von ihr organisierte ratline nach Südamerika und anders wohin auszuschleusen?
War es nicht Papst Pius XII persönlich, der Martin Bormann unter einem anderen Namen als Jesuiten verkleidet mit Ausreisepapieren unter der Nr. 073.909 versorgte, die seine, des heiligen Vaters, persönliche Unterschrift trugen?
Der Erzbischof Thissen braucht sich keine Mühe um unseren ermordeten Kollegen Stellbrink geben. Uns Protestanten liegt seit Luther der Seligpreisungszirkus fern. Es sei denn, er schlägt dem Papst vor, alle die durch die Jahrhunderte von der Inquisition auf Anordnung des heiligen Stuhls ermordeten standhaften Protestanten, darunter auch unzählige Frauen, die man als Hexen zum Scheiterhaufen verurteilte, gleichermaßen seligzusprechen.
Ich könnte mir vorstellen, dass unsere ermordeten (…) Kollegen ihre Seligpreisung dann nicht mehr als eine unerträglich geschmacklose (…) Farce betrachten, sondern als ein Teil aufrichtiger längst überfälliger päpstlicher Vergangenheitsbewältigung,
FRIEDRICH BODE, Pfarrer i.R., Jeddingen