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Der Olympia-Tipp

Dass die aktiven Sportler bei den Olympischen Spielen in Sidney ihre Gesundheit riskieren, ist bekannt. Doch auch die Fernseh-Olympioniken leben gefährlich: Denn wer die Wettkämpfe live im Fernsehen verfolgen will, muss seine Nächte vor dem Fernseher verbringen. „Wer das tut, bringt seinen Schlaf-Wachrhythmus kräftig durcheinander und riskiert so etwas wie ein „Fernseh-Lag“, warnt der Lübecker Schlafforscher Jan Born.

„Unser Schlaf ist ein sehr kompliziertes Gebilde. Deshalb lässt er sich nicht einfach zerstü-ckeln“, sagt Born. Wer sich den Wecker auf zwei Uhr stelle, um eine Stunde lang den Gewichthebern, Leichtathleten oder Schwimmern zuzuschauen, werde anschließend große Schwierigkeiten haben, wieder einzuschlafen, weil sich der Körper auf eine Wachphase eingestellt habe. Auch auf Vorrat zu schlafen, zum Beispiel am Nachmittag oder frühen Abend, sei keine Lösung: „Ohne Müdigkeit kein Schlaf. Dann ist es sinnvoller, nach einer Fernsehnacht einfach aufzubleiben und am nächsten Abend ganz normal zu Bett zu gehen, weil man dann garantiert müde ist“, rät Born.

Kein Problem mit olympischem Schlafmangel habe man, wenn man seinen Schlaf-Wachrhythmus einfach umdrehen, also den Verhältnissen auf der anderen Seite des Erdballs anpassen würde. Doch das ist sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Sicht problematisch. „Die Umstellung dauert mindes-tens eine Woche und funktioniert auch nicht richtig, weil ja die Hell-Dunkel-Phasen mitteleuropäisch bleiben“, gibt Born zu bedenken. Zwar könnte die Einnahme des körpereigenen Hormons Melatonin bei der Umstellung helfen. Aber das wäre ja so etwas wie Doping.

Er selbst wird übrigens keine der nächtlichen Olympiasendungen anschauen. Nicht weil er die Gesundheitsgefahren fürchte, sondern weil er sich nicht so sehr für Sport interessiert. Doch für alle die, die keinen Wettkampf verpassen möchten, hat der Schlafforscher den guten Rat: „Kaufen Sie sich einen Videorecorder.“ lno

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