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Archiv-Artikel

jan paulenz, noch cdu-mitglied Der Mitläufer

JAN PAULENZ, 31, ist Spaziergänger und ehemaliger Vorsitzender der Jungen Union in Wismar FOTO: OSTSEE-ZEITUNG

Ein bisschen sieht er ja aus wie Frank Pagelsdorf, dieser Jan Paulenz. Doch während der Trainer des FC Hansa Rostock Aufstieg feiert, begießt Paulenz derzeit höchstens seinen Abstieg. Dabei wollte das 31-jährige Mitglied des CDU-Kreisverbands Nordwestmecklenburg sich nur ein wenig die Füße vertreten.

Am 1. Mai fuhr der Wismarer bis nach Neubrandenburg. Zu dumm auch, dass Paulenz bei seinem Spaziergang geradewegs in einen NPD-Aufmarsch geriet und diesem einfach nicht entkommen konnte. Nun soll er deswegen aus der Partei ausgeschlossen werden.

Foto- und Filmaufnahmen beweisen, dass der Ex-Vorsitzende der Jungen Union Wismar den Marsch von 500 NPD-Mitgliedern nicht nur beobachtet hat. Hätte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Paul Krüger (CDU) damals schon gewusst, dass sich Parteikollegen in dem Demonstrationszug befinden, hätte er dann in einem Interview auch von „solchen verblendeten und dummen Menschen“ gesprochen? Dem CDU-Kreisvorstand jedenfalls ging das Interesse von Jan Paulenz für andere Parteiprogramme zu weit und er startete ein Ausschlussverfahren.

Seit gestern steht Paulenz, der nie einen Hehl aus seiner Teilnahme am NPD-Aufmarsch gemacht hat, nun vor einem Parteikreisgericht in Rostock. Sein Verteidiger ist der Promi-Anwalt Peter-Michael Diestel (CDU), vielen besser bekannt als Innenminister der letzten DDR-Regierung. Der Jurist ist siegessicher, denn für ihn ist die NPD eine „durch demokratische Wahlen legitimierte Partei“.

Diestel verteilt vorsorglich noch Maulkörbe. So hat er gegen den Bundestagsabgeordneten und früheren Vorsitzenden der Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommerns Eckhardt Rehberg eine Unterlassungserklärung durchgesetzt. Dieser nannte Paulenz nämlich einen Vollidioten. Doch weil er weder gegen ein Gesetz verstoßen noch eine Straftat begangen hat, wird es schwer werden, den so genannten Vollidioten aus der CDU zu werfen.

Zwar steht der CDU-Landeschef Jürgen Seidel hinter einem Ausschluss, doch muss Paulenz das Urteil akzeptieren, um es rechtskräftig werden zu lassen. Geschieht dies nicht, wandert der Fall an die nächsthöheren Instanzen. So schnell kann also aus Paulenz’ Spaziergang in Neubrandenburg eine Bundesangelegenheit werden. UTA GENSICHEN