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Der Minus-Sieger

Ole von Beust verliert deutlich. Dennoch kann er Hamburgs erster CDU-Bürgermeister seit 44 Jahren werden – aber nur mit der FDP

HAMBURG taz ■ Das Image des jugendlichen Sonnyboys hat er auch mit 46 Jahren noch immer, das des liberalen Konservativen auch. Beide treffen nur sehr bedingt zu. Hinter dem ewig sonnengebräunten Antlitz des Ole von Beust verbirgt sich ein gewiefter Machtpolitiker, dem jedes Mittel recht ist, um der erste CDU-Bürgermeister Hamburgs seit 44 Jahren zu werden.

Das kann Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust nach der gestrigen Wahl beweisen – und voraussichtlich trotz großer CDU-Verluste Regierungschef einer Koalition mit FDP und der rechtspopulistischen Partei des gnadenlosen Polit-Richters Ronald Schill werden. Den Pakt mit dem Demagogen vom rechten Rand ist von Beust nicht leichten Herzens eingegangen, aber aus politischem Kalkül.

Aus eigener Kraft konnte er „den Wechsel“, den viel beschworenen, nie und nimmer erreichen. In einem Stadtstaat, in dem die Christenunion seit Jahren unter der 30-Prozent-Marke dümpelt, brauchte er einen starken Partner. Der Newcomer Schill ist jetzt einer: Er hat das politische Koordinatensystem der Hansestadt binnen eines Jahres durcheinander gewirbelt. Die Union und ihr Kandidat betrachteten dieses Phänomen lange mit Staunen, bevor sie sich zum Bürgerblock bereit fanden. Denn außer hohen Sympathiewerten hatte von Beust nicht viel zu bieten. Unzählige Male hatte er als CDU-Fraktionschef in der Bürgerschaft den wirtschaftspolitischen Offenbarungseid leisten müssen. Schließlich machte der rot-grüne Senat im Grundsatz die Standortpolitik, die er selbst gerne machen würde. Und als SPD-Bürgermeister Runde kürzlich beim Länderfinanzausgleich gegen die Süd-Länder Milliarden für Hamburg herausholte, blieb von Beust nur, „als Hamburger über Parteigrenzen hinweg“ zu applaudieren.

Folgerichtig setzte er auf Emotionen, geißelte den – nur von der SPD selbst zu bestreitenden – sozialdemokratischen Filz, hätschelte die angeblich von rot-grünen Ideologen geknechteten Autofahrer und schürte im Verein mit der übermächtigen Springer-Presse die Innere Verunsicherung in der vermeintlichen „Hauptstadt des Verbrechens“. Ein Wahlkampf der niederen Instinkte, fein säuberlich geteilt zwischen dem um staatsmännische Wirkung bemühten Freiherrn und dem Kampfhund Schill war die Folge. SVEN-MICHAEL VEIT

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