piwik no script img

■ SurfbrettDer Kopf des zuständigen Politikers

Auch Klaus Töpfer hinterläßt Spuren im Internet. Ein kluger Kopf im Grunde. Doch zu mehr als dem Bild desselben hat es für den ehemaligen Umweltminister Deutschlands unter der Adresse „altbausanierung.de“ noch nicht gereicht. Als Bauminister gehört Töpfer zu den Hauptgästen der Leipziger Baufachmesse, die am 22. Oktober beginnt. Zu erstenmal findet sie nicht nur zu ebener Erde statt. Die Messe will täglich eine Online-Konferenz zum Thema Altbausanierung durchführen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ließ sich darob zu dem gewagten Satz hinreißen: „Im Zeitalter der neuen Datennetze kommt die Arbeit zu den Menschen und nicht wie im Industriezeitalter umgekehrt.“ Die postindustrielle Software, die für die Konferenz in Leipzig entwickelt wurde, heißt „Tele-o-Log“ und sei ein „Demokratiedienst“, sagt Biedenkopf. Wenn es nur wahr wäre! Es ist eine Demokratie der Paßfotos. Denn mehr haben die Köpfe, die nächste Woche mit dem Volk chatten wollen, an den Webmaster nicht geschickt. Über ihre Arbeit, ihre Interessen oder gar über ihre Ideen ist nichts zu finden. Bei Klaus Töpfer ist das nicht so schlimm, er ist bekannt genug. Wenn es aber um die praktischen Fragen von Mietern und Bauherren geht, wie die Messe verspricht, hat er am wenigsten zu sagen. Dafür wären die Fachleute wichtiger, die ihre Teilnahme versprochen haben. Solange sie nicht sagen, wer sie sind, gibt es die elektronische Demokratie nicht, von der der Landesvater schwatzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen