: „Der Heimat zuliebe“
■ Ein ORB-Porträt des Exneonazis Ingo Hasselbach („Klartext“, 21 Uhr)
Eine halbe Stunde dauert es, bis er sich entschließt, dem ORB ein Interview zu geben: Drei Drehtage, kein Honorar – „der ostdeutschen Heimat zuliebe“.
Drei Jahre nach seinem Ausstieg aus der braunen Bewegung ist „Exneonazi“ Ingo Hasselbach wieder gut im Geschäft. In den USA hat er ein Buch geschrieben bzw. schreiben lassen: „Führer-Ex“. Im Klappentext stellt sich der 28jährige Austeiger den US-Amerikanern als der „Führer of the East“ vor. Der New Yorker hat einen langen Auszug abgedruckt: „How Nazis are made“, mit heroisch gestylten Bildern des Starfotografen Helmut Newton.
Aus dem talentierten Exneonazi aus Berlin-Lichtenberg ist in den USA ein Star geworden. Dem ORB-Dreh gingen zähe Verhandlungen mit dem PR-Agenten seines US-Buchverlages voraus. Sogar der CNN und das TV-Magazin „60 Minutes“ wollen Interviews. Wie lange er seine Vergangenheit noch vermarkten will, fragen die Potsdamer TV-Journalisten. „Irgendwann werde ich mich dagegen wehren“, erklärt Hasselbach, „weil ich auch anfangen will, mir etwas aufzubauen, das nichts mit meiner Vergangenheit zu tun hat.“ Weil er ahnte, daß ihm der Vermarktungsvorwurf nicht erspart bleiben würde, hat Hasselbach eine Stiftung gegründet: „Kinder in Afrika“ sollen von seinen Honoraren profitieren. Heute abend zeigt der ORB das Feature „Vermarktet – Ingo Hasselbach in Amerika“ für die ZuschauerInnen in der ostdeutschen Heimat.
Wdh.: morgen, um 13.30 Uhr, N 3
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