: Der Glanz geht mit Hugh Grant
FUSSBALL Der VfL Wolfsburg steht nach dem Europa-League-Aus vorm Umbruch
WOLFSBURG taz | Lobenswert, dass Martin Winterkorn sich so viel Zeit für den Gast aus Hollywood genommen hatte. Persönlich führte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG den mit dem Privatjet eingeflogenen Hugh Grant erst durch die Autostadt und später am Abend in die konzerneigene Arena, wo sich der Schauspieler bestens unterhalten fühlte. Gewiss aber nicht vom deutschen Meister, sondern dem FC Fulham, der mit 1:0 auch das Rückspiel in der Europa League verdient gewann und als dessen prominentester Sympathisant Grant gilt. Der hofft auf eine weitere Deutschland-Stippvisite: Am 22. April in Hamburg möchte das Mittelklasseteam der Premier League auch im Endspiel stehen.
Der VfL Wolfsburg hat mit so etwas nichts mehr zu tun. „Der Gegner hat mehr das Halbfinale erreichen wollen als wir“, grantelte Geschäftsführer Dieter Hoeneß, während Verteidiger Sascha Riether den ernüchternden und vorerst letzten internationalen Auftritt so zusammenfasste: „Die Mannschaft, die sich besser als Mannschaft präsentiert hat, ist weitergekommen.“ Dabei hatte Interimscoach Lorenz-Günther Köstner exakt die Meisterelf aufgeboten, die gleichwohl nur noch wie eine schlechte Kopie des Originals wirkt. Gerade zentrale Figuren wie Abwehrchef Andrea Barzagli, Kapitän Josue, Spielmacher Zvjezdan Misimovic oder Torschützenkönig Grafite schlurfen nur noch als Karikaturen ihrer selbst übers Grün. Dem Ensemble sind Willens- und Behauptungsstärke, Körperlichkeit und Kompaktheit auf dramatische Weise abhandengekommen. Allein Keeper Diego Benaglio und Torjäger Edin Dzeko genügten gegen Fulham höheren Ansprüchen.
„Frisches Blut im Team ist notwendig“, sagt Hoeneß daher, wohl wissend, dass erst einmal ein Trainer für die neue Saison präsentiert werden müsste. Ende des Monats soll tatsächlich diese Personalie geklärt sein, zügig wird dann auch der interne Umbruch im Kader vorangetrieben.
Abgesehen von der Torhüterposition besteht Bedarf in allen Mannschaftsteilen, auch weil der Verbleib Dzekos unwahrscheinlicher geworden ist. Hoeneß will fünf, sechs gestandene Profis ins östliche Niedersachsen locken. Arne Friedrich, Cacau oder Piotr Trochowski sind drei der verbürgten Kandidaten. Die Blutauffrischung ist nötig, schließlich will Wolfsburg ja Dauergast im Europapokal werden – deshalb sollen für den nächsten Großangriff nicht nur die mögliche Dzeko-Ablöse, sondern auch frisches Geld vom Konzern bereitstehen. FRANK HELLMANN