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Archiv-Artikel

Der Geknickte

Daniel Sodenkamp soll Liberale beleidigen – nun läuft Misstrauensantrag gegen den Ex-Landesvorstand der FDP

Der Vorgang ist einmalig in der Geschichte der NRW-Liberalen: Der Ennepe-Ruhr-Kreis sammelt gerade Unterschriften gegen seinen 39-jährigen Kreisvorsitzenden Daniel Sodenkamp. Mindestens 100 von 300 Mitgliedern sollen unterschreiben, damit der Misstrauensantrag perfekt ist. Drei Jahre, nachdem Daniel Sodenkamp für den verstorbenen Jürgen Möllemann in den Landtag rückte, will ihn sein Heimatverband aus dem Amt heben.

Ein solch gebündeltes Misstrauen ist ebenso beispiellos, wie sich Sodenkamp in den letzten Monaten verhalten haben soll. Er soll seine Parteifreunde wüst beschimpft haben, sie aus dem Urlaub per Handy bedroht haben. So ein Giftzwerg, soll es zu einem aus seinem Handy getönt haben, solle doch besser an einem Herzinfarkt verenden. Schon länger sei Sodenkamp untragbar, heißt es dazu aus dem Ennepe-Ruhrkreis.

Bis zu diesem Frühjahr war Sodenkamp noch Mitglied im Landesvorstand. Auch dieses Amt ist er los: Er verlor die Unterstützung und wollte am Ende selbst nicht mehr kandidieren. Sodenkamp schickte schon im Vorfeld verwirrende Rücktritt-Mails herum, die er aber sogleich wieder zurücknahm.

Was ist passiert mit Daniel Sodenkamp, dem parteiinternen Hoffnungsträger, der zu seinen Jungliberalen-Zeiten in Dortmund beklatschte Reden hielt? Der Sohn eines Lehrerehepaares hatte einen für Liberale typischen Lebenslauf, er ging zur Bundeswehr, machte eine Lehre bei der Deutschen Bank, beriet als Unternehmenspsychologe Konzerne, wie sie ihre Mitarbeiter motivieren könnten.

Seit zwanzig Jahren ist er bei der nordrhein-westfälischen FDP und seine politischen Parolen unterscheiden sich kaum von führenden NRW-Liberalen: Sodenkamp will offene Läden auch spätabends, eine Sonderwirtschaftszone Ruhrgebiet, innerbetriebliche Tarife statt eines Flächentarifvertrages. Er schreibt sich die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auf die Fahne, die er selbst lebte, war gern gesehener Redner auf dem Kölner CSD.

Die Zerwürfnisse müssen aus seinem Privatleben rühren. Es scheint, als habe ihn der Tod seines Lebensgefährten vor zwei Jahren aus der Bahn geworfen. „Er hat einen großen Knacks weg“, heißt es aus dem Landesvorstand, sei zu einer tragischen Figur geworden. Daniel Sodenkamp habe sich in den letzten Jahren stark verändert.

ANNIKA JOERES