: Der Fotograf Clive Shirley
Daß Clive Shirley Fotograf werden würde, war lang nicht abzusehen. Mit sechzehn schmiß er die Schule, verdiente sein Geld mit allen möglichen Jobs, bevor er als Lohnschreiber in einer Londoner Werbeagentur landete. Vier Jahre später wollte er lieber „etwas Sinnvolleres“ tun. Bloß was? Erst mal besuchte der damals 28jährige Freunde in Hamburg, wo er eines Abends in einer Disco saß, als ihn ein Bild des französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson so stark beeindruckte (“das ist Leben“), daß er noch am selben Abend beschloß, sich als Fotograf zu versuchen.
Er absolvierte in Hamburg eine private Fotoschule, und hatte das Glück, daß ihn die Hamburger Morgenpost direkt im Anschluß an seine Ausbildung als Lokalreporter engagierte. Nach zwei Jahren hörte er dort auf, arbeitete für die Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press. 1995 schloß er sich Signum an. Inzwischen ist Clive Shirley neun von zwölf Monaten im Jahr unterwegs (“Fotograf sein ist kein Job, sondern ein Lebensstil“).
Geduld und akribische Beschäftigung mit dem Thema ergeben allein noch keine guten Fotos, es gehört, so Shirley, „auch Intuition dazu“. Als er die Wartenden an der Grenze in Tijuana aufnahm, trat einer dieser seltenen Fälle ein, „bei denen ich schon beim Auslösen dachte, das wird ein gutes Bild“. Das kommt nicht oft vor, im Gegenteil, meistens sei es so, „daß mich meine eigenen Fotografien nicht wirklich bewegen, wenn ich sie später gedruckt sehe. Ich kenne die ganze Geschichte und weiß, was vor und nach dem Augenblick passiert ist.“
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