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„Der Bischof ist als Geistheiler bekannt“

Selbst Papstkritiker sträuben sich jetzt gegen die Ende Juni geplante welterste Weihe katholischer Priesterinnen

„Das ist niemals ein römisch-katholischer Würdenträger!Alles Klamauk!“

MÜNCHEN taz ■ Die katholische Kirchenwelt steht Kopf. Die Spitze der Initiative Kirche von unten (IKvu) in Bonn – der Verband engagiert sich seit langem für die Frauenordination in der römisch-katholischen Kirche – hat sich in aller Deutlichkeit von der für den 29. Juni geplanten Weihe von rund zehn Frauen zu Priesterinnen distanziert.

Das provokante kirchenhistorische Ereignis soll verschoben werden, bis „klare und seriöse Voraussetzungen“ für ein solches Vorhaben gewährleistet sind, sagt IKvu-Bundesgeschäftsführer Bernd Hans Göhrig. Er hat gewichtige Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des Bischofs, der weltweit erstmals Frauen weihen will. Eindeutig disqualifiziert habe sich dieser Geistliche durch die Weihe eines Priesters zum Bischof, „von dessen Eignung bisher nichts verlautete“, erklärt Göhrig.

In dem kleinen österreichischen kirchenkritischen Blatt Kirche intern ist in der jüngsten Ausgabe ein Interview erschienen, in dem ein „Bischof X“ bekennt: „Ja, ich erteile am 29. Juni mehreren Frauen die Priesterweihe. Man kann doch die weibliche Hälfte der katholischen Kirche nicht einfach amputieren.“ Eigentlich beabsichtigten die Frauen aus Deutschland, Österreich und den USA, die sich zu Priesterinnen weihen lassen wollen, den Namen ihres Weihebischofs geheim zu halten. Sie befürchteten, der Vatikan könnte ihre Pläne noch vor dem großen Ereignis durchkreuzen.

Auf Umwegen ist der Name des fraglichen Bischofs nun dennoch bekannt geworden: Monsignore Romulo Braschi. Die Tarnung flog auf, als Braschi in einer privaten Dachbodenkapelle im Örtchen Steinfeld bei Scharnstein in Oberösterreich den ehemaligen Benediktinerpater Ferdinand Regelsberger zum Bischof weihte. Auch Regelsberger soll der Frauen-Konsekration am 29. Juni kraft der von Braschi frisch verliehenen Würde nun unterstützend beiwohnen.

Für Winfried Röhmel, Sprecher des Erzbistums München und Freising, steht fest: Die Priesterinnenweihe ist ein „Sektenspektakel“. Der aus Argentinien kommende Bischof, den die Frauen für ihre kirchenrechtlich gesehen illegale Feier an einem unbekannten Ort gewinnen konnten, sei Führer einer dubiosen „Katholisch-Apostolischen Charismatischen Kirche Jesu König“ und im ganzen Alpenraum als unseriöser „Geistheiler“ bekannt, der manche Opfer um erhebliche Geldbeträge erleichtert haben soll. „Der Mann hat seine Frau zur Priesterin ernannt und feiert mit ihr zusammen Messen. Stellen Sie sich das vor“, sagt Röhmel, „das ist nie und nimmer ein römisch-katholischer Würdenträger. Alles Klamauk!“

Nachdem die Namen der weihenden Geistlichen bekannt geworden sind, kommen auch die künftigen Möchtegern-Priesterinnen aus der Deckung. Eine der Kandidatinnen, Gisela Forster aus dem oberbayerischen Berg am Starnberger See, stellt sich demonstrativ vor den Monsignore. Der 60-jährige Argentinier sei vor 36 Jahren zum römisch-katholischen Priester geweiht worden. In das Amt des Bischofs habe ihn ein gewisser Roberto Padin eingesetzt. Dessen apostolische Sukzession, also die nach katholischem Verständnis entscheidende Amtsnachfolge seit den Anfängen der Kirche, sei ziemlich lückenlos nachweisbar. „Unserer Gruppe liegen dazu amtlich beglaubigte Dokumente vor, die die Sukzession Padins bis ins 15. Jahrhundert belegen“, versichert die 56-Jährige.

Der Erzbischof von München, Friedrich Wetter, aber auch der Bischof in Wien streuten „diffamierende, menschenverachtende und äußerst unchristliche“ Vorurteile gegen Braschi. An den Anschuldigungen sei nicht ein Körnchen Wahrheit: „Braschi erfüllt alle Voraussetzungen, eine sakramental gültige Weihe durchzuführen“, gibt sich Forster überzeugt. Allerdings: Selbst wenn Braschi tatsächlich auf korrektem Wege Bischof wurde, so ändert das nichts daran, dass das römisch-katholische Kirchenrecht eine gültige Weihe von Frauen zu Priesterinnen zurzeit nicht ermöglicht.

Andere Anhängerinnen der Frauengruppe äußern sich noch schärfer als Forster. Sie sehen die römisch-katholische Kirche selbst auf dem Weg zu einer „geschlossen fundamentalistischen Sekte“. Angesichts der lange währenden Frauendiskriminierung sei es nicht überraschend, dass mit den übelsten Mitteln gegen die Frauenordination vorgegangen werde. Die Gruppe ist auch leicht „befremdet“ darüber, dass Reformgruppen wie die IKvu ihre Kritik zurzeit hauptsächlich gegen das Priesterinnenprojekt richten. Hingegen werde „nur noch schwach die Hauptverursacherin der menschenverachtenden Lage der Frauen, die römische Kirchenleitung“, zur Rechenschaft gezogen. Es sei nur allzu verständlich, wenn die zur Ordination bereite Frauengruppe das Angebot gültig geweihter Bischöfe annehme, auch wenn diese nicht mehr zur Institution der römisch-katholischen Kirche gehören.

MICHAEL KASPEROWITSCH

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