: Der Arzt meines Vertrauens
betr.: „Gesundheitspolitiker träumen vom mündigen Patienten“, Kommentar von Ulrike Winkelmann, taz vom 28. 1. 04
Es gibt ihn wirklich, den mündigen Patienten. Er sieht allerdings nicht so aus, wie ihn Ulrike Winkelmann beschreibt: medizinkundig aus dem Internet; dem Arzt bei der Erarbeitung einer guten Therapie mit Ratschlägen zur Seite stehend. Nein – der mündige Patient ist einer, der den Arzt aufsucht, wenn ihm wirklich etwas fehlt; der präzise seine Beschwerden lokalisieren und beschreiben kann (nicht mit dem Hinweis „ mir tut’s überall weh“) und der weiß, dass bei Schmerzen im Knie die Augenarztpraxis der falsche Ansprechpartner ist. Das Verhältnis zwischen Arzt und mündigem Patienten ist auch kein Machtverhältnis, sondern ein Vertrauensverhältnis.
Die Forderung nach Erhalt der freien Arztwahl hat im Übrigen gar nichts mit dem Hausarztmodell zu tun. Das Hausarztmodell (Was ist daran übrigens neu? Bis zur Einführung der unseligen Chipkarte war der Hausarzt immer der erste Ansprechpartner des Patienten) sieht nämlich so aus, dass mit bestimmten Hausärzten Verträge abgeschlossen werden sollen seitens der Krankenkassen; ich als Patient bin beim „Hausarztmodell“ dann gezwungen, einen dieser Hausärzte aufzusuchen, obwohl ich seit Jahren einen Hausarzt habe, mit dem ich ein äußerst zufrieden stellendes Vertrauensverhältnis habe. Das ist gemeint mit der freien Arztwahl: Ich muss als Patient schon noch selbst bestimmen können, welcher Hausarzt der Arzt meines Vertrauens ist. SIBYLLE BICHLER, Moosburg