die dritte meinung: Der Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf Frauenrechte, kritisieren Friedensforscherinnen
Friedensforscherinnen
und Frauenrechtlerinnen aus ganz Deutschland richten sich als „Frauen für Afrin“ in diesem Offenen Brief an die Bundesregierung und den Bundestag.
Der Krieg der Türkei in Nordsyrien, der nach der Erklärung von Staatspräsident Erdoğan darauf zielt, von Afrin im Westen bis an die Grenze des Irak im Osten „alle Terroristen auszurotten“, meint einen Angriff auf die dort seit 2012 bestehende demokratische Selbstverwaltung. Die demokratische Autonomie und Geschlechterbefreiung wurde unter dem Namen „Rojava“ bekannt (…). An dem gesellschaftlichen Neuaufbau, der basisdemokratisch und kommunal organisiert wird, sind die vielen kulturellen Gruppen beteiligt: neben Kurd*innen auch Assyrer*innen, Araber*innen, Ezid*innen, Turkmen*innen etc. Deshalb wurde der kurdische Name Rojava 2016 durch Demokratische Föderation Nordsyrien (DFNS) ersetzt. (…)
Rojava bzw. DFNS steht für eine aktive Beteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, für doppelte Führungsspitzen aus einer Frau und einem Mann in allen Ämtern, fortschrittliche Frauengesetze, einen von Frauen geschriebenen Gesellschaftsvertrag, autonome Frauenstrukturen (…), Frauenzentren, -beratungsstellen, -akademien, sogar ein Frauendorf. (…)
Als Friedensforscherinnen und engagierte Frauen*/Trans/Inter stellen wir uns gegen den Angriff der Türkei auf die nordsyrische Region der Selbstorganisierung. Dieser Angriff ist nicht nur völkerrechtswidrig. Hier wird versucht auszuradieren, was aufgrund des Beispielcharakters als bedrohlich verstanden wird: das selbstorganisierte Zusammenleben verschiedener kultureller Gruppen und die selbstbewusste Beteiligung von Frauen. (…)
Wir stellen uns gegen jede Form von Waffenlieferung und Kriegsunterstützung der deutschen Regierung an die Türkei. In der Region drohen Massaker. Die deutsche Regierung, andere Staaten, die EU, die UN müssen sich deutlich gegen diesen Krieg aussprechen und für eine sofortige Einstellung der Angriffe einsetzen. Statt der praktizierten Duldung dieses Krieges muss eine politische Lösung für Syrien unter Einbezug der DFNS, insbesondere der Frauenvertreterinnen, mit allen Mitteln vorangebracht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen