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Archiv-Artikel

filip trojan, st. pauli-dribbler Der Achterbahnfahrer

FILIP TROJAN, 24, ehemaliger tschechischer Jugend-Nationalspieler, kam mit 16 zum FC Schalke 04. FOTO: DPA

Nachdem der Transfer von Jan Simak zum FC St. Pauli geplatzt ist, hat der Klub einen Ersatz-Tschechen engagiert: Vom VfL Bochum wechselt Filip Trojan ans Millerntor. Damit schließt sich ein Kreis, denn entdeckt wurde Trojan von St. Pauli-Trainerlegende Helmut Schulte bei der U 16-EM in Prag 1999. Der im südtschechischen Arbeiterstädtchen Trebic geborene Trojan lebte damals bei einer Prager Gastfamilie – Slavia Prag hatte ihn mit zwölf Jahren aus der Provinz gelockt.

Schulte gewann Trojan für seinen damaligen Verein, den FC Schalke 04, wo der Offensiv-Spieler zwischen 2002 und 2004 erstmals Bundesligaluft schnupperte. Viel zu melden hatte er im königsblauen Starensemble allerdings nicht. Erst sein Wechsel zum VfL Bochum brachte den Durchbruch: Nach 19 Einsätzen für die tschechische U 21-Nationalelf war Trojan endlich Bundesliga-Stammspieler.

Als Bochum im März 2005 gegen Schalke spielen sollte, freute sich niemand mehr auf die Begegnung als Trojan. Er wollte seinem Ex-Verein zeigen, was für ein Talent er davongejagt hatte. Doch ausgerechnet in diesem Spiel riss Trojans Kreuzband. Bochum stieg in jener Saision ab.

Für Trojan begann eine wechselhafte Zeit. Nach dem direkten Bochumer Wiederaufstieg ins Fußball-Oberhaus kam er zwar bis zum 24. Spieltag durchgehend zum Einsatz. Als sich der VfL jedoch nach einer sang- und klanglosen Niederlage in Bremen auf dem vorletzten Tabellenplatz wiederfand, pickte sich Bochum-Coach Koller den Dribbler als Sündenbock heraus. Er setze Trojan auf die Bank. Und die Strategie ging auf: Ohne Trojan rollte Bochum im Schlussspurt das Feld von hinten auf und beendete die Serie im gesicherten Mittelfeld. Trojan musste seine Koffer packen.

Mit der Erfahrung aus 56 Erstliga- und 22 Zweitligaspielen gehört Trojan bei St. Pauli zum überschaubaren Kompetenzteam in Sachen Bundesliga. Der 24-Jährige hat die Schnelllebigkeit des Fußballbusiness am eigenen Leib erfahren. Zwischen den Trainingseinheiten holt er schon mal bodenständig das Abitur nach. CHRISTOPH NEETHEN