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Der 20. Mann?

Die US-Regierung will die Todesstrafe für Zacarias Moussaoui, den einzigen wegen der Anschläge vom 11. September Angeklagten

WASHINGTON/PARIS ap/afp ■ Wegen Verschwörung mit den Attentätern des 11. September soll der Franzose Zacarias Moussaoui nach dem Willen des US-Justizministeriums hingerichtet werden. Moussaoui solle damit für seine „aktive“ Beteiligung an den Attentaten bestraft werden, sagte Justizminister John Ashcroft am Donnerstag in Miami im US-Bundesstaat Florida.

Der Franzose ist in den USA als bisher einziger wegen der Anschläge Verdächtigter angeklagt – obwohl er bereits am 17. August wegen Visavergehen festgenommen worden war. Die US-Ermittler halten ihn für den „20. Mann“ der Luftpiraten. Das Hauptverfahren soll im Oktober vor einem Gericht in Alexandria im US-Staat Virginia beginnen. Der 33-Jährige bestreitet die ihm vorgeworfene Beteiligung.

Frankreichs Außenminister Hubert Védrine sagte der Nachrichtenagentur AFP in Paris, er „bedauere“ die Washingtoner Entscheidung. Zwischen Frankreich und den USA liefen noch Konsultationen über juristische Amtshilfe nach einem seit 1998 geltenden Abkommen. Justizministerin Marylise Lebranchu sagte, die französischen Behörden würden keine Dokumente überstellen, die zu einem Todesurteil beitragen könnten.

Die Anklage wirft dem Franzosen marokkanischer Abstammung „Verschwörung mit Ussama Bin Laden und der Al-Qaida zur Ermordung tausender unschuldiger Menschen in New York, Virginia und Pennsylvania“ vor. Danach hat Moussaoui als Fünfter an der Entführung der in Pennsylvania abgestürzten United-Airlines-Maschine teilnehmen sollen. Dieses Flugzeug war von vier Entführern gekapert worden. Die übrigen drei entführten und schließlich in New York und Washington als fliegende Bomben eingesetzten Linienjets wurden von je fünf Tätern in ihre Gewalt gebracht.

Laut der Anklage soll Moussaoui zudem beim Al-Qaida-Netzwerk des mutmaßlichen Terroristenführers Ussama Bin Laden in Afghanistan ausgebildet worden sein und tausende Dollar von der Hamburger Al-Qaida-Zelle des als Chef der Luftpiraten geltenden Mohammed Atta kassiert haben.

Die Mutter des Angeklagten zeigte sich nicht überrascht von der Ankündigung Ashcrofts. „Sie suchen ein Opfer, einen Sündenbock“, sagte Aicha Moussaoui. Sie ist überzeugt: „Mein Sohn ist kein Mörder.“

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