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■ StandbildDenunzianten

„Sippenhaft“, Donnerstag, 23 Uhr, ARD

Berichte über die Kinder der Wichtigen und Berühmten bedienen ihr Publikum in erster Linie mit Klatsch. Daß ein Mensch mehr ist als die Summe seiner Herkunft, dürfte jedoch als gesicherte Erkenntnis gelten. Heribert Schwan besucht für seine TV-Doku Töchter und Söhne von DDR-Funktionären, um sich von „ganz normalen Familienvätern“ erzählen zu lassen. Barbara Schnitzler erinnerte sich an Papa Karl-Eduard, Carsten Krenz an Egon, Marianne Häusler an Vati Günther Mittag und Pierre Boom an Günter Guillaume.

Autor Schwan bot in diesen 45 Minuten nicht gerade ein Feuerwerk an Bildhaftigkeit und Analyse. Er ließ seine Bonzenkinder vor einem fiktiven Bildschirm sprechen, von dem herab die öffentliche Persona des übermächtigen Vaters immer noch zu drohen schien. Wenn dieser schnellgenäht wirkende Film etwas auslöste, dann Erleichterung darüber, nicht mit der Last eines unfrei machenden Namens geschlagen zu sein. Marianne Häusler verlor mehrermals ihre Arbeitsstelle – wenn bekannt wurde, wer ihr Vater war. Barbara Schnitzler, seit langem eine erstklassige Schauspielerin, hörte von seriösen Fernsehanstalten, daß „dieser Name hier nicht beschäftigt wird“. Dabei konnte sie sich noch zur Hälfte aussuchen, welche Projektionen der Öffentlichkeit sie annahm: Ihre Mutter, die große Schauspielerin Inge Keller, wurde nämlich geliebt. Ich wußte in den 15 Jahren, in denen ich Barbara Schnitzler auf der Bühne sah, nicht, wessen Tochter sie ist. Und es ist mir jetzt, ehrlich gesagt, komplett egal. So oberflächlich „Sippenhaft“ auch gemacht war, man begriff doch, daß zu jeder Last jemand gehört, der sie einem aufzwingt. Sein Name lautet hier Fall Denunziant. Anke Westphal

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