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Denkmal der Japaner

Der Große Vaterländische Krieg ist zu Ende gegangen. Im Dorf sind noch japanische Kriegsgefangene: „Das Lied vom jungen Akkordeonspieler“ von Satybaldy Narymbetov

Der kleine Junge Esken lebt in einem kasachischen Dorf und lernt Akkordeonspielen. Die Dorfbewohner haben viel Zeit füreinander. Und manchmal geht es ihnen wie dem Filmemacher Narymbetow: Sie wissen irgendwie nicht weiter. Der Große Vaterländische Krieg ist gerade zu Ende gegangen. Es sind noch japanische Kriegsgefangene im Dorf. Eskens Vater ist ihnen gegenüber allzu freundlich. Dafür muss er eines Tages für zwei Jahre ins Arbeitslager. Auch die Japaner werden abgeholt. Viele sind inzwischen gestorben. Der Regisseur zeigt dazu ein Denkmal, das jetzt an die in Kasachstan umgekommenen Japaner erinnert.

Dies sind sicher herausragende Ereignisse im Dorf jener Jahre, in denen Esken groß wurde. Daneben wird noch die ganze Palette der dörflichen Sonderlinge vorgeführt: die Prostituierte Aspasia, die schöne neue Bibliothekarin, die Dorfpolizisten, die Säuferclique usw. Sex and Crime in einem sozialistischen Kasachendorf. Dieses bekommt dadurch aber leider nicht die Tiefe, die beispielsweise das aserbaidschanische Postwende-Dorf in dem Film „Flug der Biene“ hatte oder die niederländische Nachkriegs-Kleinstadt in dem Roman „Tod am Leuchtturm“ von René Appel. Dabei scheint gerade diese Erinnerungszeit merkwürdig genug zu sein, um sich eine längere Zeit damit zu beschäftigen. In Ost wie West und hinter sowie vor den Gittern wurde die „Befreiung“ nämlich als eine solche gar nicht richtig wahrgenommen. Gleichwie. In diesem Kontext darf man dann vielleicht den kasachischen Film „Das Lied vom jungen Akkordeonspieler“ als schon mal einen guten Anfang, Ansatz ansehen.

HELMUT HÖGE

„Zhizneopisaniye molodogo akordeonista“, Regie: Satybaldy Narymbetov, mit Daulet Taniev, Petja Chaitovitch, Bachtshan Alpeissov, Kasachstan, 1994, 90 Min. Filmbühne am Steinplatz, Nickelodeon, siehe Cinema-taz,

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