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Archiv-Artikel

Den Rückzugsweg verlassen

betr.: „Kultur der Niederlage“ von M. Altmeyer, taz vom 7. 8. 06

Nicht nur Terroristen rechtfertigen ihre Handlungen aus ehemaligen Kränkungen ihres Volkes, auch Staaten handeln entsprechend (USA 11. September, Israel Holocaust). Nun ergibt sich das Problem, dass Israel zugestanden wird, die Erfahrungen des Holocausts als Grundlage der Rechtfertigung einer aggressiven, zerstörerischen Politik zu nehmen.

Die Opfer dieser Politik sind nun aber Palästinenser und Libanesen, die in der Folge wiederum mit Erfahrungen der Vernichtung zu leben haben: Hier sei nur die Erfahrung von Palästinensern aus der Gründungszeit des Staates Israel aufgeführt – 396 Dörfer wurden ohne Grund dem Erdboden gleichgemacht und die Bewohner, so sie nicht geflohen waren, massakriert. Die Bewohner von vier Dörfern entkamen einem Massaker nur dadurch, dass sie rechtzeitig das Weite gesucht hatten. Dieses Ereignis und andere nachfolgende Ereignisse wurden von der PLO und werden von Hamas und Hisbollah als Grund für ihre Vernichtungsstrategie genommen. Auch sie ziehen sich auf ihr Recht zur Selbstverteidigung zurück.

Und hier liegt das Problem: Solange jede Nation sich auf historische Traumatisierungen und der daraus folgenden Doktrin der putativen Selbstverteidigung zurückzieht, wird niemals Frieden entstehen. Hier gibt es nur eine Lösung: Beide Seiten müssen diesen Rückzugsweg verlassen, das Schutzbedürfnis des jeweils anderen respektieren und die Bereitschaft zur Wahrung der Sicherheit der anderen Seite signalisieren. INSA KLINGBERG, Balingen

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