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Den Filzokraten auf der Spur

■ Falscher Dr. genehmigte Müllverbrennungsanlage

Bochum (taz) - Bekanntlich arbeitet die Filzokratie im Ruhrgebiet besonders verschwiegen. Umso erfreulicher, daß es der Staatsanwaltschaft Dortmund gelang, im Osten des Reviers einen Zipfel dieser miefigen Decke zu lüften. Gestern wurde Anklage erhoben gegen den falschen Doppeldoktor aus Hamm, Winfried Masannek (51). Dem früheren Wirtschaftsförderungsdezernenten werden Bestechlichkeit, Urkundenfälschung in sieben Fällen, Steuerhinterziehung und unbefugte Titelführung zur Last gelegt. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kassierte der derzeitige U–Häftling „Dr. Dr. M.“ 1,7 Mio. Mark von drei Babcock– Vorständlern. Als Gegenleistung erhielt das Oberhausener Unternehmen den Zuschlag für Planung und Bau einer Müllverbrennungsanlage. Bedenken von Behörden und Kreditgebern der Hessischen Landesbank beseitigte Masannek mit gefälschten Unterschriften und Verträgen (die taz berichtete). Statt der geplanten 6O Mio. verschlang das Abfallprojekt 183 Mio. Mark. Den Differenzbetrag werden die Bürger aus Hamm und Umgebung mit einer Verdoppelung der Müllgebühren hinlegen müssen. Dies errechnete der auch von Masannek genarrte Arnsberger Regierungspräsident. Beleidigt rügte er den Büroschlaf des Hammer Oberstadtdirektors. An den Stimmen der CDU scheiterte letzte Woche ein Antrag der lokalen SPD im Rat, den Verwaltungschef abzusägen. Er ist ein guter Freund des früheren SPD–Fraktionsvorsitzenden Robert Rehling (73). Der sackte von den Schmiergeldern mindestens 250.000 Mark ein.

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