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Den Bären umarmen

■ Brom-Moleküle und Roots-Amerikana: Hank Shizzoe in der Honigfabrik

Eine Bekannte erzählte – nachdem sie Hamburg in Richtung der Schweizer Kapitale verlassen hatte – von einer merkwürdigen Theorie. Die häufig kolportierte Langsamkeit der BernerInnen nämlich werde durch Brom-Moleküle hervorgerufen, die das Wasser der die Stadt durchfließenden Aare emittiere.

Solche Thesen kämen gelegen, wollte man die ausgeprägte Zurückgelehntheit des Sängers und Multiinstrumentalisten Hank Shizzoe erklären. Der hat es auf vier solide Alben zwischen Roots-Rock, Middle of the Road-Songwriting und Country gebracht. Als Eckpunkte wären etwa JJ Cale, John Fogerty und Mark Knopfler zu nennen – vielleicht sogar eine Inkarnation von Johnny Cash, der Drogen und religiöse Erleuchtung gegen verschmitzten Humor und eine freundliche Skepsis eingetauscht hätte; oder auch – je nach Geschmack – Hamburgs Amerikana-Fernwehjongleure Veranda Music.

Da geht es um Männer, die nicht aus den Sümpfen zurückkehren, was – vier Jahre und zwei Alben später – ihren Frauen aber nicht zum Nachteil gereicht, die doch allzuoft auf das Trauern um den erschossenen Revolverhelden abonniert sind; und wenn vom Zoo die Rede ist, wo man den Bären umarmen solle, von schwitzenden „young brokers in their polyester suits“, oder gar von „tight-assed chartbustin' German rappers ... wearin' sticks up their butts, tryin' to be down“, dann ahnt es die HörerIn: Die möglicherweise reflexhaften Assoziationen – Shizzoes Kindheit unter Gitarre spielenden Vieh-treibern oder Hummerzüchtern, sein Praktikum bei Sun Records und der Pick-Up-Truck – führen völlig in die Irre. Authentizität: Fehlanzeige – was hier durchaus positiv gemeint sei. Shizzoe und seine Band Loose Gravel kennen Arizona allenfalls touristisch, können eventuell nicht mal reiten, und fahren ansonsten Straßenbahn – in Bern. Alexander Diehl

Sonnabend, 21 Uhr, Honigfabrik

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