piwik no script img

Demos und Anschläge in Santiago

■ Anschlag auf Kripo–Hauptquartier und Protestdemo: Reaktionen auf die Erschießung von zwölf mutmaßlichen Guerilla–Mitgliedern / Menschenrechtsorganisation bezweifelt offizielle Darstellung

Santiago (afp) - In Chile hielt am Wochenende die Welle von Demonstrationen und Anschlägen auf Polizisten an, nachdem Geheimdienstagenten zwölf mutmaßliche Guerilleros erschossen hatten. In der Hauptstadt Santiago mißglückte am Samstag ein Attentat auf das Hauptquartier der chilenischen Kriminalpolizei. Eine Selbstschußanlage in einem Fenster eines gegenüberliegenden Bürogebäudes wurde rechtzeitig entdeckt und entschärft. Einige Stunden zuvor waren ein Beamter und mindestens zwei Zivilisten verletzt worden, als Unbekannte auf einer Straße im Süden der Hauptstadt ein vorbeifahrendes Polizeifahrzeug beschossen. Die Insassen erwiderten das Feuer und verwundeten dabei einige Passanten. Bereits in der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte drei Polizeistreifen in verschiedenen Vierteln von Santiago beschossen. Dabei war ein Beamter verletzt worden. Vor dem Präsidentenpalast La Moneda trieben Sicherheitskräfte am Freitag etwa 50 Demonstranten mit Schlagstöcken auseinander, die gegen den Tod der zwölf mutmaßlichen Mitglieder der Guerilla–Organisation „Patriotische Front Manuel Rodriguez“ (FPMR) protestierten. Am Vorabend hat die Polizei 30 Teilnehmer der Beerdigung des Ingenieurs Ignacio Valenzuela festgenommen, eines der zwölf Erschossenen, den die Behörden als Mitbegründer der Guerilla–Organisation und Hintermann des mißglückten Anschlages auf Staatspräsident Pinochet in vergangenen September betrachten. Die chilenische Menschenrechtskommission, der Rechtsanwaltsverband und die Oppositionsparteien haben die offizielle Darstellung in Zweifel gezogen, nach der die zwölf mutmaßlichen Guerilleros bei einer Polizeirazzia im Kampf ums Leben gekommen sein sollen. Es gebe zahlreiche Zeugen, die der amtlichen Version widersprächen, sagte der Vorsitzende des Rechtsanwaltsverbandes, Alejando Hales.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen