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Demo gegen Folter von Flüchtlingen

Flüchtlingsverbände demonstrieren gegen Misshandlungen in der Türkei. Polizisten sollen 300 Afrikaner ins Grenzgebiet zu Griechenland verschleppt und gefoltert haben. Die UN-Menschenrechtskommission ist eingeschaltet

Bei einer Demonstration am Ku’damm haben gestern afrikanische Verbände gegen Menschenrechtsverbrechen in der Türkei protestiert. Vor dem Generalkonsulat der Türkei versammelten sich 40 Demonstranten, um auf die „katastrophale Situation der afrikanischen Minderheit in der Türkei“ hinzuweisen. Auf Transparenten forderten sie die türkische Regierung auf, den Misshandlungen von Flüchtlingen im Grenzgebiet zu Griechenland ein Ende zu setzen.

Anlass für die Proteste sind Meldungen der türkischen Menschenrechtsorganisation IHD, nach denen Mitte Juli 300 Afrikaner im Grenzgebiet ausgesetzt und von türkischen Polizisten misshandelt wurden. Weil sie auch von Griechenland abgewiesen wurden, saßen die Flüchtlinge laut IHD tagelang ohne Versorgung im Niemandsland fest. Nur wenigen gelang auf Umwegen die Rückkehr nach Istanbul, wo sie Mitarbeitern der Organisation von Folter und Vergewaltigung durch türkische Polizisten berichteten. Einige Flüchtlinge seien im Grenzgebiet umgekommen.

Emanuel Matondo vom Demo-Bündnis African Community ging gestern noch von 200 notleidenden Flüchtlingen in der Grenzregion aus. Einspielungen von Interviews mit Rückkehrern bestätigten die IHD-Berichte über Deportationen und Misshandlungen.

Laut Matondo interessiert sich inzwischen auch die UN-Menschenrechtskommission für die Vorfälle. Bereits kurz nach deren Bekanntwerden hatte das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, eine Delegation in das Grenzgebiet geschickt. Stellvertretend für mehrere Flüchtlingsverbände forderte Matondo die Entsendung einer Untersuchungskommission nach Istanbul, um die Vorfälle lückenlos aufzuklären. Außerdem müsse den Menschen im Grenzgebiet umgehend geholfen werden.

CHRISTIAN TERIETE

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