: Dem Sieger winkt ein Essen
■ Die CDU will ihre Mitglieder mit einem Punktsystem zur Basisarbeit ermuntern. Der Hauptpreis ist ein Essen mit Eberhard Diepgen. Rabatte gelten auch bei Privatfirmen
Um ihre Mitglieder bei der Stange zu halten, tun die Christdemokraten einiges. Die Partei, die an Überalterung leidet – zwischen 30 und 40 Prozent sind über 50 Jahre –, und damit schon beängstigend nah an den Club der Gerontokraten von der PDS heranreicht, hat sich nun ein kleines Bonbon ausgedacht. Wie zu Schulzeiten, wo Lehrer einst für gutes Benehmen einen Bonus vergaben und mit der Aussicht auf ein Klassenfest belohnten, macht die CDU bald mit einem Punktsystem mobil. Wer eifrig neue Mitglieder geworben oder sonstwie zum organisatorischen Überleben der Partei beigetragen hat, dem wird ein Punktekonto gutgeschrieben.
Der Knüller ist ein Appetizer der besonderen Art: Ein Essen mit dem Landesvorsitzenden und Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen samt Erinnerungsfoto. Ob die Sieger dabei eher das gute Essen antreibt, als das wahrscheinlich belanglose Palaver mit dem „blassen Eberhard“, dürfte erst nach dem Herbst feststehen, wenn die Kampagne so richtig ins Rollen gekommen ist. 5.000 Punkte für das Festessen seien angepeilt, erklärt der Sprecher des Landesverbandes, Matthias Wambach. Das Wertungssystem, angelehnt an das Programm „miles & more“ von Lufthansa, ist Bestandteil des neuesten „CDU-Aktiv-Systems“, über das die 14.800 Mitglieder ab dem 20. August aufgerüttelt werden sollen.
Das Belohnungssystem wird auch Ortsverbänden zugute kommen: Wenn sie ihre Punkte zusammenlegen und im internen Wettbewerb entsprechend erfolgreich abschneiden, will ihnen die Zentrale kostenloses Werbematerial zur Verfügung stellen. Man wolle, so Wambach, die „Gemeinschaftsgefühle ganz bewußt stärken“. Denn wie in anderen Parteien hält sich das Engagement auch an der CDU-Basis merklich in Grenzen. Zwischen 10 und höchstens 20 Prozent der Mitglieder sei überhaupt noch zu ehrenamtlicher Tätigkeit bereit, schätzt Wambach. Um der allgemein grassierenden Ermattung abzuhelfen, wirbt der Landesverband seit geraumer Zeit auch mit materiellen Vorteilen. So bieten mittlerweile eine Reihe von Firmen Rabatte für CDU-Mitglieder an. Entsprechende Adressenverzeichnisse wurden vor der Fusion im Mai vom Landesverband verschickt.
Einen pauschalen Rabatt gibt es allerdings nicht – dies ist nach persönlicher Absprache mit der jeweiligen Firma auszuhandeln, etwa beim Kauf eines neuen Autos oder einer neuen Stereoanlage. Eine Idee übrigens, die jüngst auch der rheinland-pfälzische CDU-Landesverband übernahm.
Der Kampf der CDU um neue Mitglieder ähnelt dem der Zeitungsbranche. Hier wie dort wird um jeden Neuzugang hart gerungen. Wiederaufgelegt werden soll denn auch die laut Bundessatzung mögliche „Schnuppermitgliedschaft“. Nach einem Jahr kann der Neuling sich entscheiden, ob er die Flitterwochen mit der CDU in ein festes Eheverhältnis umwandeln will. Vom Osten lernen heißt Überleben lernen, dachte sich wohl der CDU-Landesverband, als er ins „CDU-Aktiv-System“ eine Idee der sächsischen Schwesterpartei aufnahm. Funktionäre und Mandatsträger sollen drei neue Mitglieder pro Jahr werben. Eine Idee übrigens, den taz-Abokampagnen nicht unähnlich. Severin Weiland
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