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kulturbrauereiDem Experiment eine Chance

Wie oft ist in den vergangenen Jahren dieses Lied gesungen worden: Kinosterben in Berlin – die Multiplexkinos zerstören unsere Kinolandschaft.

Kommentar von UWE RADA

Nun könnte man den Refrain einmal umdrehen. Off-Kino goes Multiplex, das hört sich nicht nach Jammerton an, sondern nach gehörig Selbstvertrauen. Hätte der Brandbrief des Kultursenators an die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft Erfolg, könnte Berlin in der Tat als Filmhauptstadt von sich reden machen, als Kinostandort der Enthusiasten, die den Trend der Neunzigerjahre umzukehren beginnt.

Klingt verrückt, ist es aber nicht nur. In den Hackeschen Höfen zum Beispiel wird schon seit langem der Beweis angetreten, dass ambitioniertes Kinoprogramm und Publikumszuspruch kein Gegensatz sein müssen. Gleiches gilt für die Balázs-Betreiber. Erst vor zwei Jahren hat das Off-Kino den Innovationspreis des Filmboards Berlin-Brandenburg gewonnen. Begründung: Dem Balázs sei es gelunge, „trotz starker Konkurrenz im benachbarten Umfeld ambitionierte Reihen und Festivals mit großem Erfolg umzusetzen“. Dass die Balázs-Betreiber mit diesem Konzept auch wirtschaftlichen Erfolg verknüpfen können, haben sie schließlich mit dem Open-Air-Programm auf der Museumsinsel bewiesen.

Für die TLG scheint dies keine Rolle zu spielen. Sie geht auf Nummer sicher. Warum aber nicht einmal ein Experiment wagen? Das Risiko – ein weiterer Betreiberwechsel im Falle des Scheiterns – ist denkbar gering. Die mögliche Chance – die Kulturbrauerei tatsächlich zum kulturellen Standort zu machen – greifbar nahe.

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