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Debatte über ImkerscheinFührerscheinklasse Bsssssssssssss

Niedersachsens SPD und CDU bringen im Landtag einen Imkerschein ins Gespräch. Angeblich sind ohne ihn Natur und Verbraucher in Gefahr.

Beschützer oder Gefährder: Hobbyimker bei der Arbeit Foto: Jens Kalaene/dpa

Osnabrück taz | Bienen haben es schwer. Die Pestizide und Monokulturen der Agrarindustrie machen ihnen zu schaffen, die Lichtverschmutzung, die Erderwärmung, die Zubetonierung von Grünland, die Verkehrsabgase.

Obwohl: Wenn es nach Wiard Siebels geht, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion, und nach Dirk Toepffer, dem Fraktionsvorsitzenden der Landes-CDU, sind es vielleicht eher die Hobbyimker, die den Bienen das Leben erschweren. Die beiden Fraktionen der Koalition stellten daher den Antrag „Natur und Verbraucher schützen – den Imkerschein einführen“.

Die Imkerei sei „kaum geregelt und durch wenige Gesetze bestimmt“, heißt es darin. Durch einen Mangel an Fachwissen könne es zu unsachgemäßer Betreuung der Bienenvölker kommen, könnten sich Krankheitserreger oder Schädlinge verbreiten. Schulungen auf freiwilliger Basis seien nicht in der Lage, „das eigentliche Problem der unzureichenden Sachkunde gerade bei Neuimkern“ zu beheben.

Die Landesregierung möge sich daher auf Bundesebene für einen Imkerschein einsetzen. Der sei „zum besseren Schutz von Honigbienen und der Sicherung der Bienenhaltung“ erforderlich. Zudem sei der Hobbyimker ein „Lebensmittelunternehmer“, unterliege „allen Anforderungen des Lebensmittelrechts“.

Miriam Staudte, Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag und Sprecherin für Landwirtschaft und Tierschutz, findet den GroKo-Antrag absurd. „Ich hoffe, dass wir das abwenden können.“ Die Imkerei müsse „unterstützt statt bürokratisiert und reglementiert werden“, sagt sie in der Landtagsdebatte Mitte März. Ein Pflichtschein sei eine „unnötige Hürde mit abschreckender Wirkung“. Es gebe keinerlei Handlungsbedarf, denn Imkerkurse gebe es zuhauf, nicht nur bei den Imkerverbänden.

Imkerei lernt man durch jahrelange Erfahrung. Die kriegst du, indem dich jemand unter seine Fittiche nimmt

Siegfried Flegel, Imker

„Wir lassen Ihnen hier nicht durchgehen“, focht sie im Landtag, „dass sie den Eindruck erwecken wollen, Bienenvölker sterben, weil die Imker keine Ahnung haben. Bienenvölker sterben, weil die Landschaft ausgeräumt ist, weil sie ein mangelndes Nahrungsangebot an vielfältigen Blühpflanzen haben und weil Pflanzenschutzmittel zu viel und falsch angewendet werden.“ Vor allem neonicotinoidhaltige Pestizide sind gefährlich für Bienen. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) lehnt deren generelles Verbot jedoch ab.

„Viele Imker setzen sich ja gegen den Einsatz von Pestiziden und gegen Monokulturen ein. Vielleicht hat auch das bei dem Antrag eine Rolle gespielt“, sagte Staudte nach der Landtagssitzung. Die Vorschreibung eines „institutionalisierten Wegs des Lernens“ verbaue zudem, dass ein Neuimker „Kontakt zum Imker in der Nachbarschaft aufnimmt und sich diesen Profi als Lehrpaten aussucht“.

Siegfried Flegel ist einer dieser Lehrpaten. Fünf Jungimker betreut der Vize-Vorsitzende des rund 220 Mitglieder starken Imkervereins Osnabrück und Umgebung von 1862 zurzeit. „Ich gehe dadrin auf“, sagt er über seine Imkerei. „Das ist mein Leben.“

Flegel hat 16 Völker. Über den Antrag der SPD und CDU schüttelt er den Kopf. „Solche Vorwürfe sind nicht in Ordnung“, sagt er. „Das sorgt unter uns Imkern für Frust.“ Durch einen Imkerschein würde viel Engagement wegbrechen, fürchtet er. „Für uns wäre das der Todesstoß!“

Flegels Verein bietet vielfältige Schulungen an, im Waldhof der Hochschule Osnabrück. Die Nachfrage sei groß. Das geht dann von der Anatomie bis zur Auswinterung, von der Vermehrung bis zur Ausrüstungskunde, von Standortfragen bis zu Trachtpflanzen. „Einen Grundlehrgang sollte jeder machen“, sagt Flegel. „Am besten auch Fortgeschrittenenkurse über die Jahre. Aber solch ein Imkerschein? Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, wie das wäre. Man geht dahin, sitzt das ab, irgendwer kassiert ordentlich dafür.“ Ein Zertifikat allein reiche aber nicht. „Imkerei lernt man nur durch jahrelange Erfahrung. Und die kriegst du am besten, indem dich jemand unter seine Fittiche nimmt.“

Als Lebensmittelunternehmer sieht Flegel die Hobbyimker nicht. Klar, ein Volk werfe 30 Kilogramm Honig im Jahr ab und zum Selbstessen sei das zu -viel. Aber das Equipment ist teuer; und manchmal stirbt auch ein Volk, etwa durch die Varroa-Milbe. „Und jetzt will der Staat offenbar noch zusätzlich die Hand aufhalten“, sagt Flegel.

Beschlossen ist der Antrag allerdings noch nicht. Er wandert nun in den Agrarausschuss, von dort wieder ins Plenum. „Aber vielleicht wird er ja auch noch zurückgezogen“, sagt Staudte. „Wundern würde es mich nicht. Ist ja alles sehr unglücklich gelaufen.“

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6 Kommentare

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  • Vielen Dank, ein wirklich guter Artikel! Leider passt der Herrenwitz nicht dazu, den jemand als Titel ausgewählt hat.

  • Zu Schein & Sein -

    Fiel ollen Busch viel ein.



    “ Und nur die alten Brummeldrohnen



    Gefräßig, dick und faul und dumm,



    Die ganz umsonst im Hause wohnen,



    Faulenzen noch im Bett herum.



    Hum!brummelt so ein alter Brummer,



    Was, Dunner! Ist es schon so spät!?“



    & Däh!



    “ Mein Kind, es sind allhier die Dinge,



    Gleichwohl, ob große, ob geringe,



    Im wesentlichen so verpackt,



    Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.



    Wie wolltest du dich unterwinden,



    Kurzweg die Menschen zu ergründen.



    Du kennst sie nur von außenwärts.



    Du siehst die Weste, nicht das Herz.“

    kurz - ein feiner Tusch geht wiedermal



    Auf den Alten aus Wiedensahl - 🍻 -



    & Liggers - Zu sojet Imkerscheine🐽erei



    Bleibt uns nur so ScheinRechthaberei:



    “ Seine Meinung ist die rechte,



    Wenn er spricht, müßt ihr verstummen,



    Sonst erklärt er euch für Schlechte,



    Oder nennt euch gar die Dummen.

    Leider sind dergleichen Strolche



    Keine seltene Erscheinung.



    Wer nicht taub, der meidet solche



    Ritter von der eignen Meinung.“

    So geht das - 🐝 -

  • Schade, dass es das "Transparenzgesetz" nicht bis zum Gesetzesfußabdruck geschafft hat.

    Sonst könnten wir jetzt nachschauen, welchem Lobbiistenhirn dieser Unfug entsprungen ist bzw wer den Beiden diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.

    Ahh Upsi... habe das Datum ganz aus den Augen verloren... die Meldung ist doch sicher von gestern ....

  • Ich finde, dass wir dringend einen Befähigungs-Schein für Handmixer brauchen.



    Es ist unverantwortlich, dass diese gefährlichen Kraft-Geräte sogar an Kinder frei verkauft werden dürfen.

  • Mensch kann auch ohne Tierausbeutung für Bestäubung von Pflanzen sorgen. Es gibt eben auch Wildbienen, Hummeln, Haus- und Schwebfliegen, Falter, Fledermäuse, teils Vögel usw. - die allerdings teils unterschiedliche Pflanzen bestäuben. Wie auch immer - es müssten deren Lebensbedingungen verbessert werden, anhand, wie im Artikel erwähnt, von Verbot von Pestiziden und Vermeidung/Reduzierung von Monokulturen. Dann wären u.a. "Insektenhotels" förderlich ...

  • Die Aussage von Sigfried Flegel ist absolut zutreffend.

    In einem, meiner Leben bin ich in einer Imkerfamilie "gelandet".



    Schwiegervater war Vorsitzender Imkerverband und natürlich eigenen Bienenwagen.



    Als Ersatzberliner war dieses hineinschauen in die Imkerwelt äußerst interessant.



    Diesen tollen Geruch im Bienenwagen werde ich nicht vergessen. Ich will jetzt gar nicht anfangen(vielleicht ein bischen) über Königinnen,Honigsorten,Bienenwagen selbst gebaut(Ost), Schleudern, Krankheiten d. B., Feiern im Imkerverband(Honig ist vielseitig einsetzbar), zu reden.



    Was ich bei SV abgekupfert habe ist die Ruhe, Ausgeglichenheit im Umgang mit Bienen. Ich muß grinsen wenn ich heute sehe, wie Menschen durchdrehen und herumfuchteln wenn eine Biene in ihre Nähe kommt.

    Vielleicht ist noch, etwas zu übernehmen:



    www.lebendiges-bie...eum.de/ddr_imk.htm



    bienenmuseum.lvthi.de/

    .... „Ich gehe dadrin auf“, sagt er über seine Imkerei. „Das ist mein Leben.“...

    Schade, wäre manches anders gelaufen wäre ich zwar kein Jungimker mehr aber...