: De Klerk will Slovo nicht dabeihaben
■ Dem Generalsekretär der Kommunisten Südafrikas wird von Regierungsseite weiter ein Komplottversuch vorgeworfen
Aus Johannesburg Hans Brandt
Südafrikas Präsident Frederik de Klerk hat bei einem Treffen mit Nelson Mandela, dem Vize-Präsidenten des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), am Donnerstag abend gefordert, daß Joe Slovo, der Generalsekretär der südafrikanischen kommunistischen Partei (SACP), aus dem Verhandlungsteam des ANC bei für den 6. August geplanten Gesprächen mit der Regierung ausgeschlossen wird. Das bestätigte der ANC -Informationsdirektor Pallo Jordan gestern in Johannesburg. Pretoria wirft führenden Mitgliedern der SACP vor, unabhängig von der ANC-Führung den gewalttätigen Umsturz der Regierung geplant zu haben.
Jordan zufolge wird die ANC-Exekutive innerhalb der nächsten drei Tage die Vorwürfe und Forderungen der Regierung diskutieren. Bei einem nächsten Treffen mit de Klerk am 1. August will Mandela dann die Reaktion seiner Organisation der Regierung mitteilen.
Der südafrikanischen Polizei zufolge haben Mitglieder der SACP, die auch in der ANC-Armee aktiv sind, die sogenannte „Operation Vula“ geplant, die im Falle des Mißlingens der Verhandlungen zwischen Regierung und ANC zu einem Umsturz der Regierung führen sollte. Mandela hatte am Mittwoch die Existenz eines solchen Planes dementiert. Daraufhin sagte de Klerk in einer Erklärung, daß der ANC den Ernst der Vorwürfe gegen die SACP nicht begreife. De Klerk bat Mandela zu einem dringenden persönlichen Gespräch zu sich.
„Es gibt eine Vertrauenskrise, die weitere Gespräche, nicht nur die am 6. August, in Gefahr bringt“, sagte gestern ein Regierungssprecher. „Aber bei vorsichtiger Handhabung und kühlen Köpfen kann die Situation gerettet werden.“
Die Regierung versucht offenbar, Einfluß auf die Beziehungen zwischen ANC und SACP auszuüben. Nach der Verhaftung des ANC-Exekutivmitglieds und führenden Kommunisten Mac Maharaj am Dienstag wird in Regierungskreisen nun vorgeschlagen, daß der ANC die Erhebung von Anklagen gegen SACP-Führer dulden müßte. So könnten die für den 6. August geplanten Gespräche gerettet werden.
Die SACP wirft der Regierung andererseits vor, im Vorfeld der Neugründung der Partei am Sonntag eine Kommunistenhatz zu veranstalten. Mandela soll dort eine Erklärung zur Beziehung zwischen ANC und SACP abgeben, die von SACP -Sprechern als „historisch“ beschrieben wird.
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