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Daumenschrauben für Roman O.

■ Wohnungsbaukreditanstalt zeigt Architekten wegen Subventionsbetrugs an und fordert über eine Million Mark öffentliche Mittel zurück Von Heike Haarhoff

Die Wohnungsbaukreditanstalt (WK) hat die Faxen dicke: Zum Jahreswechsel kündigte sie dem hamburgweit als Mieterschreck bekannten Wohnungseigentümer Roman O. den Modernisierungsvertrag für seine drei Häuser in der Wohlers Allee  6-10 in Altona. Der Architekt muß jetzt die gesamte Knete, die er seit Sommer 1989 als „öffentliche Fördermittel“ zur Instandsetzung der 27 Altbauwohnungen erhalten hat, an die Stadt zurückzahlen. Nach Informationen der taz handelt es sich dabei um „Kleckerbeträge“ zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Mark. Zugleich stellte die WK Strafanzeige gegen Roman O. wegen Subventionsbetrugs in Höhe von 400.000 Mark.

Für das ungewohnt harte Vorgehen – seit ihrer Gründung hat die WK bislang ein einziges Mal im Jahr 1990 öffentliche Modernisierungskredite gekündigt – gibt es gute Gründe: „Wir haben die vielen Beschwerden über Jahre intensivst geprüft. Die Verdachtsmomente waren zuletzt einfach zu groß“, erklärte gestern ein WK-Mitarbeiter. Doch nicht nur die öffentliche Wohnungsbaufinanziererin, sondern auch Mietervereine, GAL Altona, der Sanierungsarbeitskreis sowie die als Sanierungsbetreuerin im Thaden-Viertel tätige Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) drängten seit langem darauf, dem widerspenstigen Hauseigentümer den Vertrag zu kündigen. Pfusch am Bau und Feuchtigkeitsprobleme sind noch die gelindesten Vorwürfe gegen Roman O. Der Hamburger Architekt soll gefälschte Rechnungen vorgelegt und dafür rechtswidrig öffentliche Subventionen kassiert haben. Erhärtet hat sich auch der Verdacht, daß er „von Anfang an gegen die Belegungsbindung verstoßen hat“, resümierte Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf das „jahrelange Generve“: Sämtliche Vorschläge des bezirklichen Einwohneramts – zuständig für die Belegung und Mietpreishöhe öffentlich geförderter Wohnungen – habe Roman O. „pauschal abgelehnt“. Mieter mit Dringlichkeitsschein soll er als „soziale Parasiten“ beleidigt haben. Altmieter hinderte er, nach der Modernisierung in ihre Wohnungen zurückzukehren. Statt dessen habe er „Bekannte und Leute seiner Wahl“ unzulässigerweise in den Wohnungen untergebracht. Der Steg erteilte er im Sommer 1995 schließlich Hausverbot, so daß diese ihrer Aufgabe als Sanierungsbetreuerin nicht mehr nachkommen konnte. Dohrendorf: „Wir konnten weder die Rechtmäßigkeit der Mietpreise noch der Belegung kontrollieren.“ Mietern, die für schlampig renovierte Löcher mit Mietminderung drohten, ließ Roman O. dreiste Kündigungsschreiben ins Haus flattern. Die Juristen vom Verein Mieter helfen Mietern können hierüber mehrstrophige Klagelieder singen.

Ob Roman O. Widerspruch gegen die Rückzahlungsforderungen einlegen wird, ist unklar: Herr O. sei „noch zwei Wochen im Urlaub“, verkündete einer seiner Kollegen. Sollte der korrupte Hauseigentümer jetzt in finanzielle Bedrängnis geraten und die Gebäude verscherbeln wollen, hat die Stadt im Sanierungsgebiet sowohl Vorkaufsrecht als auch den Verkaufspreis zu genehmigen.

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