Nachgefragt: Dauerlutscher
■ und voller Lohn für kranke Stahlarbeiter
Die Tarifparteien der Stahlindustrie haben in Dortmund eine Art Stillhalteabkommen bis Ende Februar 1997 vereinbart. Danach einigten sich Stahlarbeitgeber und die IG Metall auf vollen Lohn ohne Vorbehalt für 95.000 kranke Stahlarbeiter in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen. Im Gegenzug soll die IG Metall vorerst auf Protestaktionen verzichten. Wir sprachen darüber mit Eike Hemmer, Betriebsrats-Mitglied der Stahlwerke Bremen. Die Bremer Arbeitgeber hatten bisher 100 Prozent mit Vorbehalt gezahlt.
taz: Überrascht Sie das Ergebnis?
Eike Hemmer, Mitglied im Betriebsrat der Stahlwerke Bremen: Unsere Auffassung war von Anfang an klar: Unser geltender Manteltarifvertrag sieht 100 Prozent Lohnfortzahlung ohne Wenn und Aber vor, und diese Auffassung ist erstmal bis auf weiteres bekräftigt worden.
Aber bis zum Februar 1997 wird weiter am Verhandlungstisch gepokert.
Wir haben die Lohnfortzahlung erstmal nur vorläufig gesichert. Die Arbeitgeber werden möglicherweise versuchen, auch auf anderen Gebieten Kompensationen zu erhalten.
Sie sind also weiter skeptisch?
Ja. Ich sage erstmal: Das ist ein Erfolg für die Gewerkschaft, ein Erfolg für die Belegschaft, ohne deren Einsatz ein Kompromiß so gar nicht möglich gewesen wäre. Wir haben unseren Mitarbeitern sogar ein kleines Geschenk gemacht.
Was für ein Geschenk war das?
Wir haben Ihnen Dauerlutscher mit ein paar netten Zeilen verteilt.
Nun würden böse Zungen sagen, die Gewerkschaften hätten sich diesen Kompromiß schlichtweg erkauft. Die Kuh ist also vom Eis, aber leider darf sie jetzt nicht mehr wütend herumtrampeln.
Ja, natürlich hat die IG Metall dem Stahlarbeitgeberverband eine Gegenleistung zugesichert. Wir werden aber weiter wachsam sein. Die Arbeitgeber haben immerhin auf einen Gang zum Arbeitsgericht verzichtet. Fragen: kat
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