: „Dauerhafte Partner“
■ Die kambodschanischen Konfliktparteien werden in Jakarta verhandeln
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Während der UN-Friedensplan für Kambodscha unter den verfeindten Khmer-Parteien zirkuliert, machen sich die Kambodschaner auf eine Intensivierung der Kampfhandlungen noch vor Ende des Monats gefaßt. Obschon alle vier Khmer -Parteien den UN-Plan des Weltsicherheitsrates begrüßt haben, stehen Fortschritte des Friedensprozesses bereits in Zweifel. Die drei Widerstandsgruppen unter Sihanouk haben den Friedensplan vorbehaltlos akzeptiert. Dennoch weigerte sich Sihanouk umgehend, am Treffen der Vier in Jakarta teilzunehmen. Unterdessen hat der militärische Oberbefehlshaber der Koalition, Prinz Rannaridh, der seinen Vater Sihanouk in Jakarta vertreten soll, mehr Kriegsgerät für seine Truppen gefordert - und die Roten Khmer warnten, sie würden weiter kämpfen.
Nun hat auch Hun Sen angekündigt, er werde - falls Sihanouk nicht kommt - auch nicht in Jakarta erscheinen. Der staatliche kambodschanische Rundfunk hielt das kambodschanische Volk just am letzten Freitag dazu an, die Regierungstruppen in ihrem Kampf gegen die drei Fraktionen zu unterstützen, beziehungsweise zu den Waffen zu greifen, um die Roten Khmer im Zaum zu halten. Kambodschas Zukunft könne nur auf dem Schlachtfeld entschieden werden, verlautbarte der Parteisender.
Während die internationale Gemeinschaft vom Frieden redet, haben sich die Kambodschaner an das Sterben im Bürgerkrieg gewöhnen müssen. Dem jüngsten Friedensplan steht auf Seiten der Sihanouk-Partei noch immer die Forderung nach der Verifikation des vietnamesischen Truppenabzugs durch die UN im Wege. Und zwar trotz der Tatsache, daß - abgesehen von China - die internationale Gemeinschaft den vietnamesischen Abzug bis auf 3.000 Berater akzeptiert hat. Ohne Waffenstillstand kann aber der Nationalrat, in dem alle Fraktionen in einer Übergangsphase vor der Abhaltung freier Wahlen repräsentiert sein sollen, nicht zusammentreten.
Auf der anderen Seite gerät die Regierung Hun Sen militärisch und ökonomisch zunehmend in die Bredouille. Hun Sen hat derweil die ihm möglichen Konzessionen für eine Friedensformel gemacht. Er hat sogar in Tokio mit Sihanouk einen Vertrag über die Zusammensetzung des Nationalrates unterzeichnet, was für die Realisierung des UN-Plans entscheidend ist. Hun Sen zufolge konkurrieren dabei zwei Regierungen: seine Regierung in Pnom Penh, Repräsentant von sieben Millionen Kambodschanern, und die Koalitionsregierung unter Sihanouk, der noch immer der UN -Sitz freigehalten wird. Entsprechend haben sich Hun Sen und Sihanouk auf je sechs Sitze im zukünftigen Nationalrat geeinigt. Die sechs Kandidaten aus Pnom Penh sollen einen Querschnitt des politischen Spektrums repräsentieren - einer gilt gar als Symphatisant Sihanouks.
Alle, bis auf die Roten Khmer, haben inzwischen ihre Kandidaten benannt. Die hatten sich geweigert, an den Tokioter Gesprächen teilzunehmen und bestehen auf gleicher Repräsentanz aller vier Fraktionen. Darauf wird sich Hun Sen niemals einlassen. In Jakarta wird also von neuem ein Problem aufgetischt, das Hun Sen unter den Khmer-Gruppen mit Ausnahme der Roten - bereits für gelöst hielt.
Die Friedensverhandlungen werden also weitergehen unabhängig davon, wer in Jakarta letztlich am Verhandlungstisch sitzen wird. Bis die internationale Gemeinschaft und Sihanouk begriffen haben, daß die Roten Khmer sich keinem Friedensplan anschließen werden, der sie nicht zurück an die Macht bringt, wird der Bürgerkrieg weiterhin seine Opfer fordern. Abtrünnige der Roten Khmer berichteten unlängst alle die gleiche Geschichte: In Propagandaklassen erklärte man ihnen, daß die Roten Khmer sich an Wahlen beteiligen werden; sollten sie allerdings verlieren, würden sie in den Dschungel zurückkehren, um den Kampf fortzusetzen. Wie ein Sprecher der Roten Khmer vor kurzem sagte: „Die Zeit ist auf unserer Seite, wir können uns auf weitere fünf bis zehn Jahre einstellen.“ Für das kambodschanische Volk gilt dies leider nicht.
Larry Jagan
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