: Datenabgleich ist Alltag
betr.: „Pass mit Fingerabdruck kommt. Datenschützer erheben neue Vorwürfe“, taz vom 31. 10. 07
Es braucht nicht noch Fingerabdrücke, um sich hinsichtlich des Datenabgleichs verschiedener Behörden untereinander Sorgen zu machen: Vor ca. zwei Jahren erhielt ich Post von der Stadt Heidelberg mit der Aufforderung, bitte mitzuteilen, wer am Soundsovielten zu bestimmter Uhrzeit mit meinem Auto unterwegs gewesen sei, da sich die entsprechende Person einer Geschwindigkeitsübertretung schuldig gemacht habe. Auf meine verwunderte Nachfrage wurde mir erklärt, man habe das „Blitzfoto“ mit dem für meinen Personalausweis hinterlegten abgeklärt, und den Fahrer für männlich befunden, somit die Fahrzeughalterin (mich) als Fahrerin ausgeschlossen. Nun, zu betreffendem Zeitpunkt war ich unterwegs gewesen – nur hatte ich mir seit der Erstellung des Personalausweises eine kürzere Frisur zugelegt. Bleibt zu ergänzen, dass es sich um eine Geschwindigkeitsübertretung von ca. 10 km/h gehandelt hatte, ein Abgleich der Fotos also bereits bei marginalsten Verkehrsdelikten erfolgt.
Zweiter Akt: Etwa ein halbes Jahr später – die Frisur war wieder etwas länger – erhielt ich einen nicht minder rätselhaften Brief von selbiger Behörde, ich sei über eine rote Ampel gefahren. Das angegebene Autokennzeichen war mir vollkommen fremd. Wie sich nach diversen Telefongesprächen herausstellte, handelte es sich um das Fahrzeug einer mit mir nicht verwandten Dame mittleren Alters gleichen Nachnamens, die im selben Mehrparteienhaus wohnte. Da die Person auf dem „Blitzfoto“ eine nach Einschätzung des Sachbearbeiters zu junge Frau zeigte, als dass es sich um meine Nachbarin hätte handeln können, schloss man kurzerhand, dass ich ihre Tochter sein müsse, die sich das Auto ausgeborgt hatte. Tatsächlich gefahren war der Sohn der Dame, der eine den gängigen Gendervorstellungen widersprechende Haarpracht trug. Und ich frage mich nicht nur, wie Fotos von einer zur anderen Behörde gelangen, sondern auch, weshalb die Identifizierung einer Fahrzeughalterin (meiner Nachbarin) gleich die Namen aller anderen Hausbewohner auf den Bildschirm rufen konnte, dass entsprechende Verwandtschaftsverhältnisse unterstellt werden können. DIANA HESS, Wyhlen