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■ KommentarDas war Spitze!

SPD, gar nicht oh weh. So eine Zusammenfassung aller Ideen und Gräßlichkeiten, die der politischen Intelligenzia bisher zum Thema Arbeits-, Wirtschafts- und Sparpolitik eingefallen sind, hat ja auch ihren Wert. Und Hamburgs fortschrittliche SozialdemokratInnen haben nur elf Seiten und ein Jahr gebraucht, um den weiten Bogen von Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bis zur Steuerhinterziehung zu schlagen. Sowas nennt sich „Leitantrag“.

Weniger detailliert faßt aber auch SPD-Chef Jörg Kuhbier den Stand der Diskussionen sehr hübsch zusammen: „Wir brauchen keine Visionen.“

Die Debatten auf dem langsam, aber erbarmungslos näher rückenden SPD-Parteitag im August kann man sich schon lebhaft vorstellen: Kann denn Arbeit Sünde sein? Zum Beispiel im Haushalt? Diejenigen, die keine Arbeit haben und ihre Dienstleistung im Haushalt anbieten, wird das ideologische Ringen kaum jucken.

Auch Arbeit im Sinne von Arbeitslosigkeit, Teilzeit, Freizeit und Solidarität im Mangel wird dann die Sozi-Gemüter erregen. Dann spätestens wird Bürgermeister Henning Voscherau das Wort ergreifen. Sein strenger Mund wird sich zu einem Wort zusammenziehen: Schicksalsfrage. Und dann: Leistung. Abschließend: Mut und Tränen. Einmal mehr werden die Genossen richtig gerührt sein von den himmlischen Visionen ihres abgehobenen Visionärs. Tosender Beifall: Das war Spitze!

Anschließend wird man auch diesen Beitrag zur hanseatisch-sozialdemokratischen Diskussionskultur mit knappen Worten zusammenfassen können: Der Arbeitsmarkt brennt, Hamburgs SPD pennt. Silke Mertins

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