■ Die anderen: Das "Neue Deutschland" meint zu dem Zwist um Panzerlieferungen an die Türkei / Die "Nürnberger Nachrichten" beschäftigen sich mit den Erfolgen von Haider und Blocher / Die "Welt" meint zur Debatte um die Wehrmachts-Ausstellung
Das Neue Deutschland meint zu dem Zwist um Panzerlieferungen an die Türkei: Der darf nicht einfach „Leo“-Panzer an die Nato-Südflanke verkaufen, sagen Grüne. Wenn Schröder in der Neuen Nato mitschießen will, dann hat er gefälligst das Parlament zu fragen, legen PDSler nach und eine Klage vor. So richtig beide Einwände sind, so sehr scheinen sie den Spielraum überzubewerten, den Schröder sich genehmigen will. Denn die Gunst der Industrie ist endlich. Ähnlich ist das mit der Nato, die nicht ohne Grund an ihrer Südflanke 1.000 zusätzliche Panzer will. Von wem auch immer. Für die Nato geht es längst nicht mehr um Verteidigung, sondern um vage „Sicherheitsinteressen“. In den USA spricht man ungeniert von „vitalen Interessen“ und reklamiert selbige sogar rund um das Kaspische Meer.
Die Nürnberger Nachrichten beschäftigen sich mit den Erfolgen von Haider und Blocher: Beide stoßen offenbar bei zwei Gruppen auf Resonanz: 1.) bei einer zusehends unpolitischen Mittelschicht von Wohlstandsbürgern, die sich in der immer hektischeren Medien- und „Event“-Gesellschaft gelangweilt fühlen vom zähen Geschäft des Regierens. Ganz im Gegensatz zu Adenauers Wahlparole „Keine Experimente“ wählen auch sie aus Lust an der Provokation Typen wie Haider und Blocher. Und 2.) bei der wachsenden Zahl von Menschen, die sich verunsichert fühlen durch den rasanten Wandel der Arbeitswelt, die verängstigt sind durch die Globalisierung mit ihrem Ende alter Sicherheiten.
Die Weltmeint zur Debatte um die Wehrmacht-Austellung: Die Wehrmacht war das Heer einer der Barbarei verfallenen Nation. Die Wehrmacht folgte Hitlers Fantasien, zum sicher nicht geringen Teil, weil ihr nichts anderes übrig blieb, zum Teil aber auch aus Überzeugung. Und bei manchen enthemmte der Vernichtungskrieg im Osten bestialische Instinkte. Zu glauben, dass ausgerechnet die Wehrmacht wie eine Schar Samariter auftrat, ist entweder naiv oder revanchistisch. Peinlich aber ist die selbstgerechte Sturheit, mit der die Macher der Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ ihr oberflächliches Empörungswerk verteidigen. Schicht für Schicht blättert der Lack. Ein immer größer werdender Prozentsatz der Fotos zeigt keine Verbrechen der Wehrmacht. Nun erhärtet sich der Verdacht, dass auch bei den Textquellen einseitig und unseriös – bis zur Unterschlagung von Widersprüchen – gearbeitet wurde. Der rechte Eindruck war offenbar wichtiger als die richtigen Fakten .
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