Das neue Album von k.d. lang: Ein Stückchen Elvis
Auf "Watershed" beweist k. d. lang, dass sie machen kann, was sie will - und es ihr immer gelingt.
Sie klingt am anderen Ende der Leitung so freundlich. Und scheint trotzdem keine Ranschmeißerin: k.d. lang, wie sie ihren Namen gern geschrieben sieht, hat das doch nicht nötig. Sie hat jüngst die Platte zur Zeit produziert - das Album "Watershed". Es ist das liebst gekaufte Objekt zu Geburtstagen von FreundInnen, die gerade Eltern geworden sind, bei Starbucks in Sesseln herumhängen und sich Gedanken über nachhaltige Lebensperspektiven machen und überhaupt von handverlesener Weltgesittung sind. Kathrin Dawn Lang, wie Dame Edna, die große Talkmasterin aus Australien, ihren Namen enthüllte, k.d. lang also, ist eine Heldin. Dame Edna machte aus deren Lesbischsein kein Geheimnis, skandalisierte aber ("k. d., ich habe eine wirklich sehr indiskrete Frage zu stellen, nun, sie ist delikat, und du musst sie auch nicht beantworten … du kommst aus Kanada?"), dass Ms. Lang einerseits mit ihrer Frau am gernsten in Los Angeles lebt, aber zwischen Huskies und Mountains irgendwo in den Bergen oberhalb der USA groß geworden ist. Die Befragte lachte erheitert - und bejahte. Am Telefon nun sagt sie, wie gern sie Los Angeles habe, die Freunde, die dort lebten, wie unangefochten sie dort ihr Ding machen könne. Und falls man noch fragen dürfte ("Na klar"), wäre es schön zu wissen: "Ist ,Watershed', Ihre neue CD, mit einer besonderen Idee ausgerüstet?" - Und sie spricht über viele tausend Kilometer zurück: "Nein, es sind Lieder. Sie gefallen mir. Und es ist einfach nur eine Platte." Und was für eine! Jeder Song ein Teil einer famosen Perlenkette von melodiösen Einfällen, ein Countryentwurf ohne jede Nashvillebetulichkeit, eine Songwriterfantasie von Autonomie in ästhetischer Hinsicht, die nur dies beglaubigt: k.d. lang kann machen, was sie will. Ihr Lesbisches machte sie fraulicher denn je, ihre jungenhaftes Äußeres wirkt wie ein Missverständnis, das sie allerdings zur Magnifizenz des Musikgeschäfts macht - sie hat all die Körperzurichtungen nach dem Gusto Britney Spears nicht im Repertoire, weil sie es nicht muss. Sie wird, "Watershed" beweist es einmal mehr, auch so gekauft, ihr nimmt man ab, dass eine Welt ohne antihomosexuellen Hass grundsätzlich eine Sehnsucht verkörpert, und k.d. lang ist ihre allerbeste Vision als Verkörperung schlechthin. Macht es sie eigentlich stolz, dass Madonna von ihr schwärmt, dass sie sie zur einzig gültigen Wiedergängerin von Elvis ausrief? "Ich kann es nicht glauben", sagt Ms. Lang, "ich glaube nicht, dass sie es gesagt hat." Doch, doch … "Ich … meine Musik ist nicht die von Elvis. In allen steckt aber ein Elvis, glaube ich." Meint sie Rock and Roll als Lebenshaltung, die darauf setzt, das Bleierne am Leben als solches nicht mal zu ignorieren? "Ja, ich denke, so in etwa." k.d. langs "Watershed" ist das beste Album für Zustände von Verliebtheit!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!