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Archiv-Artikel

Das kleine Arschloch

Die RTL-„Supernanny“ bringt sogar kleine Nazis wieder auf Kurs. Ihr Trick: Geregelte Mahlzeiten! Und Trommeln!

Natürlich sollte Erziehung nichts mit Drill zu tun haben. Aber was ist zu tun, wenn der pubertierende Stiefsohn nicht nur „Battlefield“ auf seinem Rechner installiert hat, sondern auf der MP3-Liste auch Lieder der verbotenen Neonazi-Band „Landser“ zu finden sind? Da wäre wohl selbst Exffamilienministerin Renate Schmidt (SPD) überfragt. Sie hatte vor einem Jahr die RTL-„Supernanny“ als „billig“ und „würdelos“ bezeichnet.

Die Szene beginnt im Wohnzimmer der Familie Potrick. Während der 16-jährige Danny auf den Fernseher starrt, keift ihn Stiefvater Bernd (43) von der Seite an: „Willste imma mit so na Pisse rum rennen?“ Daneben steht Mutter Rosi (49) und versucht zu schlichten. Danny sei doch bloß ein Mitläufer, sagt sie. Am Abend steht Danny rauchend mit seinen Kumpels auf einem Spielplatz und grölt: „Deutschland den Deutschen!“

In diesem Moment kommt „Supernanny“ Katharina ins Spiel. Ihre Schnelldiagnose: Die Kommunikation stimmt nicht. Auch dass Danny beim Essen alleine am Tisch sitzt, (O-Ton Rosi: „Bei uns isst jeder, wenn er Hunger hat“) und Stiefvater Bernd ständig nur vom „Bengel“ spricht, sei falsch. Danny fühle sich zu Hause gedemütigt. „Kein Wunder, dass er sich bei seiner Neonazi-Clique besser aufgehoben fühlt.“

Doch die „Supernanny“ wäre nicht die „Supernanny“, hätte sie nicht gleich das richtige Rezept parat. Zunächst muss die Familie wieder gemeinsam zu Abend essen. Dann meldet sie Bernd und Danny zum Schlagzeugunterricht an. Beide müssen sich beim Trommeln in die Augen schauen. Und was die Neonazi-Freunde betrifft – „Supernanny“ arrangiert ein Treffen mit Neonazi-Aussteiger Matthias Adrian. Nach nur 23 Minuten Sendezeit hat die „Supernanny“ tatsächlich ein Problem gelöst, an dem Pädagogen und Jugendarbeiter seit Jahren scheitern: Danny ist nicht mehr rechts!

Wie sie das geschafft hat? Es müssen wohl die Trommeln gewesen sein … FELIX LEE