: „Das ist gemein!“
Gewinner des taz-Fahrrades: Neu-Genosse Benedikt Kahnert, 25, aus Hungen-Obbornhofen
taz: Kaum hast du bei der taz-Genossenschaft einen Anteil gezeichnet, schon hast du ein Fahrrad. Froh, dass es kein Kühlschrank ist?
Benedikt Kahnert: Allerdings. Über das Fahrrad habe ich mich wirklich gefreut, ich wusste gar nichts von der Verlosung, meine Freundin hatte mir erst später davon erzählt.
Ist es denn schön?
Oh ja! Es fährt sehr gut, ist angenehm gefedert. Es handelt sich um das Allround-Modell, und es ist auch für längere Fahrten mit der Familie geeignet – für die Geländetouren habe ich dann noch mein Mountain-Bike.
Jetzt, wo du so ein wertvolles Fahrrad geschenkt bekommen hast, könntest du ja gleich noch einen Genossenschaftsanteil kaufen?
Das ist gemein!
Warum lachst du?
Nein, ich bin ja noch Student und muss mit meinem Geld haushalten, das geht leider nicht.
Als Student ist ein Genossenschaftsanteil, immerhin 500 Euro schwer, ja dann doch eine ganz schöne Investition, oder?
Ja, aber ich arbeite viel neben dem Studium, bin als Hilfswissenschaftler in meinem Fachbereich tätig, und als Asta-Referent für Wohnen & Soziales bekomme ich ein Stipendium. Insofern war ich einfach bereit, „in die Pressefreiheit zu investieren“, wie es bei euch immer so schön heißt.
Das war dir die taz wert?
Ja, ich lese die Zeitung einfach gerne, es gibt da eben einen großen Unterschied zu anderen Zeitungen. Sogar die Frankfurter Rundschau ist schließlich nicht mehr unabhängig – die können da auch nicht mehr schreiben, was sie wollen.
Engagierst du dich politisch?
Ich bin bei den Jusos. Die taz gilt ja als Grünen-nah, ich weiß, aber die SPD ist auch nicht mehr, was sie mal war, ebenso wenig wie die Grünen.
Findest du dein persönliches Lebensgefühl in der taz wieder?
Allerdings. Ich freue mich einfach, dass dort Themen ausführlich behandelt werden, die zwar als politisch wichtig gelten und dann doch wieder unter dem Tisch landen, so wie neulich der ausführliche Bericht über die Auseinandersetzungen um eine neue Moschee in Berlin. Der war sehr aufschlussreich.
Wie lange musst du in Gießen noch studieren?
Ich bin jetzt fast „scheinfrei“, jetzt steht die Abschlussarbeit, dann das Referendariat vor der Tür, ich habe auf Lehramt studiert: Geschichte, Latein und Altgriechisch. Später möchte ich am liebsten an einer Gesamtschule arbeiten.
Also hast du gar keine Zeit für Fahrradtouren?
Im Moment ist es arg: Hausarbeiten, Asta-Versammlungen. Außerdem bereiten wir gerade die Kultur-Protesttage vor, da wollen wir möglichst viele Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammentrommeln, um gegen Sozialabbau in Hessen mobil zu machen. Es macht eben mehr Arbeit, wenn man sich auch um Menschen außerhalb der Universität bemüht.
Wo würdest du denn gerne mal hinfahren?
Am liebsten würde ich mit meiner Freundin und ihrem Sohn zur Münzenburg fahren, die ist hier in der Nähe.
Kann der Kleine denn schon Rad fahren?
Aber ja, er ist schon vier. Wir schaffen das auch bestimmt demnächst.INTERVIEW: MARTIN REICHERT