: Das grüne Gewissen Brasiliens
■ Der international renommierte Umweltschützer Jose Lutzenberger wird Chef der brasilianischen Umweltbehörde
Mit der Nominierung Jose Lutzenbergers zum Chef des Sondersekretariats für Umweltfragen hat der designierte Präsident Brasiliens, der konservative Fernando Collor, zweifellos einen Überraschungscoup gelandet. Lutzenberger, Sohn deutscher Einwanderer, ist wohl der bekannteste Umweltschützer Lateinamerikas. Seit 1970 führt der heute 63jährige Ökologe, das „grüne Gewissen Brasiliens“, einen hartnäckigen Kampf gegen die Vergiftung seines Landes. Bereits 1971, zu Zeiten der Militärdiktatur, gründete er die erste brasilianische Umweltschutzinitiative „Agpan“. Bekannt wurde Lutzenberger hierzulande vor allem durch seinen Einsatz für die Erhaltung des Amazonas-Regenwaldes. Im Herbst 1988 trat der inzwischen zum Träger des „Alternativen Nobelpreises“ avancierte Ökologe in Berlin als Redner gegen das Gipfeltreffen von Weltbank und IWF auf. Ein Jahr später wurde er als Experte nach Bonn zum Bundestagshearing zum „Schutz der tropischen Wälder“ geladen.
Der neue Chef der brasilianischen Umweltbehörde, der mit dem früheren taz-Mitarbeiter Michael Schwartzkopff zusammen unter dem Titel „Giftige Ernte“ ein Buch gegen die „Pestizid -Mafia“ und für einen ökologischen Landbau geschrieben hat, ist Meister seines Faches. Dreizehn Jahre lang war er in der Agrar-Chemie tätig. Bereits 1957 trat er in die Dienste des bundesdeutschen Chemiegiganten BASF. Von 1959 bis 1966 war er sogar Delegierter des Konzerns in Venezuela und Marokko. Nach seiner Nominierung am Wochenende hat der frühere Umweltvergifter bereits angekündigt, er werde sich für die Streichung der staatlichen Subventionen für die Agrofabriken in Amazonien einsetzen. Die Mehrzahl der riesigen Rinderfarmen, die sich auf dem gerodeten Land ansiedeln, seien ohnehin nur entstanden, um öffentliche Gelder abzusahnen, erklärte der streitbare Umweltkämpfer, dessen Behörde direkt dem konservativen Präsidenten, der sein Amt am 15. März antreten wird, zugeordnet ist.
thos
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