piwik no script img

Das Wetter: Wege zum Herzen

Herrn Deininger war es absolut schleierhaft, wie er in die Blutbahn von Frau Ninks geraten war. Vor einer Minute noch lag er wie hingegossen auf seiner bequemen Ottomane, hatte einen Ingwertee mit Honig geschlürft und auf besagte Dame eincharmiert, um sie mit einigen Bonmots in jene Wallung zu versetzen, die einen Gleichtakt der Gefühle herstellen sollte. Und dann das! Mühsam durchschwamm Herr Deininger den dickwandigen Kanal und wurde wieder und wieder von weißen und roten Blutkörperchen hin und her gestoßen. So hatte er sich dieses Tête-à-Tête nicht vorgestellt. Der Weg zu ihrem Herzen hätte weniger zäh sein können. Von Weitem hörte er den Puls dunkel schlagen, und ihm wurde schon etwas schwummrig bei der Vorstellung, das zentrale Organ einer Dame zu durchqueren. Aber in der Ruhe liegt die Kraft, sagte sich Herr Deininger und führte stoisch ein, zwei korrigierende Schwimmstöße aus, bevor er mit einem Blubb in den tiefroten Strudel stürzte. Frau Ninks seufzte befreit, und als Herr Deininger die Augen aufschlug, lag sein Ohr an ihrem bebenden Berg von Busen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen